Christian Holst

Kulturmanagement :: Kulturmarketing :: Digitale Transformation


Schlagwort: Marketing

  • Der Eisberg Angebotsorientierung

    Axel Kopp hat gerade 10 Online-Marketing-Tipps für Theater in seinem Blog veröffentlicht. Tipp 2 – eine Chat-Funktion, die auf der Website eingebunden wird – gefällt mir sehr gut, weil das ein besucherorientierter Service wäre, der die Conversions auf der Website wahrscheinlich ziemlich befeuern würde. Ebenfalls sehr besucherorientiert ist der Vorschlag, die Stücke zu verschlagworten, um dem Publikum ein paar Anhaltspunkte zu geben, was es zu erwarten hat. Aber Axel ahnt schon, dass so etwas einen großen Aufschrei seitens der Künstler zur Folge hätte. (mehr …)

  • Snapchat oder lieber gleich Chatbot?

    Neulich schrieb ich darüber, dass Instagram sich langsam zu einem ernst zunehmenden Marketingtool entwickelt. Das hat ein bisschen mit verbesserten Features von Instagram zu tun, vor allem aber mit den Anbindungsmöglichkeiten an den Facebook-Werbeanzeigenmanager. Jetzt schreibt Juana Zimmermann in der Neuen Musikzeitung über die Einsatzmöglichkeiten von Snapchat im Kulturbereich und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Snapchat ziemlich genau das gleiche Problem hat, wie Instagram bis vor kurzem. Besser gesagt, Kultureinrichtungen haben dieses Problem, denn sie können und werden sich in der Regel nicht bei Snapchat Discover einkaufen. Die Customer Journey hört also auf, bevor sie überhaupt begonnen hat, man muss sich in seiner Snapchat-Filterbubble selbst genügen. Zimmermann schickt daher auch gleich vorweg, dass Snapchat die Möglichkeit bietet,

    etwas zu zeigen, was neben (Hervorhebung durch CH) der Standard-Marketing-Strategie liegt. Der Beleuchter könnte einen Tag lang seinen Arbeitsablauf dokumentieren, die Hospitantin von ihren Erlebnissen berichten. Die kleinen Schritte der Prozesse statt großer Ergebnisse werden sichtbar.

    Das wiederum ist aber keine besondere Leistung von Snapchat, das geht auch mit Blogs, Twitter und eben Instagram und war genau die Begründung, mit der man jeweils vor 8, 6 bzw. 2 Jahren dort eingestiegen ist. Snapchat ist – wie Zimmermann schreibt – eher ein Messenger als ein Netzwerk. Allerdings (noch) keiner, der wie der Facebook Messenger die Einbindung von Chatbots erlaubt. Also, warum nicht den Snapchat-Hype überspringen und gleich in das Thema Chatbots einsteigen? Die sind nämlich nicht nur der neue heiße Scheiß, sondern auch kompatibel mit einer bezahlbaren Standard-Marketing-Strategie, die den Besucher aus der Filterbubble seines bevorzugten Social Media-Tools holt und auf eine Reise mitnimmt, die in einem kulturellen Erlebnis kulminiert.

  • Stell dir vor, der Kölner Theaterpreis-Träger inszeniert und keiner geht hin…

    Es ist immer blöd, Witze zu erklären. Und ein bisschen so ist mein Kommentar zu einem gelungenen Video des Kölner Theaters im Bauturm, den ich mir aber trotzdem nicht verkneifen will. Denn zum einen gefällt mir Theater-Werbung, die selbstironisch ist. Eine seltene Spezies. Zum anderen spielt dieser Clip auf ein allgemeines Problem des Kulturmarketings an, an dem sich Trevor O’Donnell in seinem Blog regelmäßig abarbeitet. Die meisten Kultureinrichtungen arbeiten in seinen Augen nach der Prämisse:

    Tell the world how wonderful and important we are and hope that enough people still care to meet our sales goals.

    Jetzt, wo gerade das Opernhaus, der Regisseur, der Dirigent, die Aufführung etc. des Jahres gekürt wurden, lässt sich das gut auf den Facebook-Seiten der betroffenen Opernhäuser beobachten. Und der Clip des Bauturm-Theaters bringt dieses Phänomen auf den Punkt: Der Kölner Theaterpreisträger 2015 inszeniert und das Haus ist nicht ausverkauft?!? Kann doch nicht sein!! Und zu guter letzt ist diese Aussage noch gekoppelt mit einem Seitenhieb gegen den Typus des mancherorts immer noch existierenden autokratischen Intendanten, der allerdings seit einiger Zeit lautstarke Rückzugsgefechte führt. Es ist eigentlich nur Werbung, aber zugleich auch eine erstaunlich pointierte Zusammenfassung der Problemlagen deutscher Theater. Gefällt mir.

  • Geht Marketing mit Instagram?

    Eine meiner Lieblingsdiskussionen im Bereich Social Media dreht sich um die Frage, ob und wenn ja wie man mit Instagram eigentlich Marketing machen kann. Einmal bekam ich die Antwort: «Naja, professionell halt». Ansonsten wird gern ins Feld geführt, dass die Wachstumsraten so groß wie bei keinem anderen Social Network sind (2015 waren es 20% Wachstum in den USA), es nirgends sonst so viel Interaktion gibt, Bilder halt emotional sind und schnell erfasst werden, Facebook nur noch was für Leute ab Mitte 30 ist usw. Meine Gegenthese ist dann immer, dass das zwar alles stimmt, aber noch nichts mit Marketing zu tun hat. Auch eine Website, die explizit absatzwirtschaft.de heißt, bleibt da mit ihren 5 Tipps für erfolgreiches Marketing auf Instagram sehr an der Oberfläche:

    Instagram ist der neue Renner unter den sozialen Medien und wird immer wichtiger für Marken und Unternehmen.

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  • Schwindsucht statt Infarkt: Orchestersterben

    Wer die Meldungen zur Lage deutscher Sinfonieorchester verfolgt, ist geneigt, eher von Schwindsucht als von Infarkt zu sprechen. Dass es in Deutschland keine «Kultur des Aufhörens» gäbe, davon kann in Bezug auf die Sinfonieorchester keine Rede sein. Höchstens, dass das Aufhören kulturlos betrieben wird, sprich ohne kulturpolitisches Konzept. Von den 168 Orchestern, die 1992 existierten, gibt es heute noch 132 – etwa 25% weniger.
    Aktuell sind die Orchester in Duisburg, Baden-Baden/Freiburg, Stuttgart und Remscheid/Solingen von der Schließung bedroht. Die beiden SWR-Orchester haben – wohl dank ihres künstlerischen Renommees – auf der Seite orchesterretter.de immerhin rund 22.000 Unterschriften gegen eine Schließung gesammelt. Von der schwäbischen Hausfrau bis zur internationalen Kulturgröße ist alles dabei. Die Duisburger Philharmoniker kommen auf immerhin 10.000 Unterschriften. Die schlagkräftige Community, die über das Social Media-Projekt dacapo aufgebaut und letztes Jahr kurzfristig herunter gefahren wurde, hätte vermutlich zwar nichts Grundlegendes an der schwierigen Situation des Orchesters geändert, aber doch wichtige Schützenhilfe leisten können. (mehr …)

  • Bremer Theater gewinnt Marketing-Preis

    Das Bremer Theater hat den Marketing-Preis Highlight 08 des Landes Bremen für innovatives Marketing gewonnen. Interessant wäre zu erfahren, was konkret denn so innovativ ist, denn die in der Nachricht genannten Markenwerte bleiben ohne konkrete Belege bloß leere Worte: kreativ, innovativ, emotional und international, Qualität, Vertrauenswürdigkeit, Tradition und Wertorientierung. Die Bremer Stadtmusikanten ins Logo eingebaut zu haben? Wirklich nicht sehr originell. Schon gar nicht, da der Hahn auch schon beim vorherigen Intendanten im Dienst war. In Sachen Web 2.0 ist auch nichts los. Mein Eindruck: das Bremer Theater ist marketingmäßig äußerst solide und professionell unterwegs, nicht mehr und nicht weniger. Ein echter Marketing-Clou war bislang nur die Verpflichtung von Katharina Wagner als Regisseurin für den Rienzi. Und vielleicht diesen Preis gewonnen zu haben?! Aber was soll’s? Herzlichen Glückwunsch!

  • Oper für alle?

    Was sollen eigentlich immer diese Slogans a la Oper für alle (oder s. auch hier und hier)? Klingt irgendwie politisch korrekt, wenn Steuergelder auf diese Weise allen zu gute kommen sollen. Genausogut kann man es aber als Zeichen für Nachholbedarf in Sachen Marketing verstehen, denn diese Aussage zeugt weder von Marken- oder zumindest Selbstbewusstsein noch von einer sauberen Zielgruppendefinition. Im übrigen würde ich mich nicht mit Sprüchen überzeugen lassen, die mir indirekt unterstellen, gemeiner Pöbel zu sein, der sich Oper normalerweise nicht leisten kann und will, der aber herzlich willkommen ist wenn es darum geht, ein paar Prozentpunkte in der Auslastungsstatistik gutzumachen.