Christian Holst

Kulturmanagement :: Digitale Transformation :: Künstliche Intelligenz


Schlagwort: Web 2.0

  • Die stART10

    Mittlerweile ist der Start der stART10 auch schon wieder eine Woche her. Die beiden Konferenztage sind in meinen Augen noch schneller vergangen als im Jahr zuvor. Wenn diese Kurzweiligkeit schon im letzten Jahr als Indikator für den Erfolg der Konferenz gedient hat, dann ist das nur konsequent, denn in meinen Augen hat die Konferenz die Messlatte in diesem Jahr organisatorisch ebenso wie inhaltlich noch einmal deutlich höher gehängt.

    Mein persönliches inhaltliches Fazit der Konferenz ist, dass ein Jahr nach der ersten stARTconference viele gute Ideen, Ansätze und einige spannende Projekte vorhanden sind. Wo letztes Jahr noch viel Unsicherheit und eine gewisse Skepsis zu spüren war, ist heute Neugierde und Entdeckergeist zu bemerken. Das ist schön zu sehen und hat sicher wesentlich zu der in meinen Augen sehr inspirierenden Atmosphäre der Konferenz beigetragen. Nichts destotrotz wurde auch immer wieder deutlich, dass es an einer strategischen Herangehensweise mangelt, was oftmals dazu führt, dass Web 2.0-Projekte in Kultureinrichtungen nicht recht vom Fleck kommen oder unter ihren Möglichkeiten bleiben. Hier bietet sich also möglicherweise schon ein erster thematischer Aufhänger für die stART11.

    Alle Posts, Fotos, Präsentation, Tweets, Videos usw. von der stART.10 werden übrigens im Echtzeitarchiv aufgenommen. Dass Kulturleute auf der stART.09 viel gelernt haben im Umgang mit dem Web 2.0 belegt die digitale (Live-)Berichterstattung zur stART.10: Zeitweise erreichte die Konferenz mit dem Hashtag #stART10 Platz 2 der deutschen Twittercharts und ließ sogar #Sarrazin hinter sich.

  • stART10: Run auf Tickets

    Gestern startete der Ticketverkauf zur stART10. Die ersten 100 Tickets gibt es zu einem Überraschungspaket-Preis von 100 EUR. Rund die Hälfte der Tickets ist allerdings schon weg! Wer noch von diesem Preis profitieren möchte, sollte sich also beeilen. Aber auch ein Ticket zum Early-Bird-Tarif (290 EUR) lohnt auf jeden Fall die Investition. Für Studierende und Personen, die zwei oder mehr Karten kaufen, gibt es nochmal einen Rabatt von 20%. Am Programm wird derzeit noch gebastelt, erste Informationen werden aber in Kürze auf der Konferenz-Website bekannt gegeben.

  • Kultur 2.0: Zwei Projekte zeigen, wie es geht

    In Karin Janners Interviews zum Thema Online-Marketing in Kultureinrichtungen fielen die Diagnosen über den Status quo relativ ernüchternd aus. Ich habe mich dabei noch ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt und behauptet, Web 2.0 werde in fünf Jahren ganz selbstverständlicher Bestandteil der Marketingkonzeption von Kultureinrichtungen sein. Zwei kürzlich gestartete Projekte machen mir Mut, dass ich Recht haben könnte.

    Das eine ist das vorgestern gestartete Blog der Duisburger Philharmoniker mit Namen dacapo. Meines Wissens der erste ambitionierte Versuch einer großen, öffentlich finanzierten Kulturinstitution in Deutschland, das Web 2.0 zu nutzen. Das Blog enthält kleinere Berichte aus der Arbeit des Orchesters, Konzertankündigungen, kurzfristige Infos zur Verfügbarkeit von Karten, Fotos und Filme von Proben etc. Um das Blog auch den weniger internetaffinen Konzertbesuchern schmackhaft zu machen, gibt es eine Nutzungsanleitung. Gute Idee. Vielleicht sollte man für die Schrift einen besseren Kontrast wählen und noch erklären, wie man sie größer stellt. Wer nicht (mehr) so gut sieht, hat sonst mit Sicherheit Probleme. Schade finde ich, dass das Blog unter eigener Domain läuft. Offenbar hat man sich noch nicht ganz getraut, den kompletten Internetauftritt der Philharmoniker entsprechend umzustellen. Aber das kann ja noch kommen. Jedenfalls sollte dieses Projekt Schule machen!

    Das andere ist loge2.de, eine Kultur-Community. Wer sonst nur Kulturbanausen als Freunde hat, findet hier Gleichgesinnte, die ihn oder sie zu Kulturveranstaltungen begleiten. Außerdem kann man Veranstaltungen eintragen und bewerten und direkt Tickets buchen. Momentan liegt der Schwerpunkt noch auf Veranstaltungen in und um Berlin. Auch das ein viel versprechendes Projekt, das umso besser funktionieren wird, je mehr Leute mitmachen und vor allem auch, je mehr Kultureinrichtungen ihre Veranstaltungskalender anschlussfähig (z.B. RSS) machen.

  • Im Interview beim Kulturmarketingblog

    In Karin Janners Blogserie Expertenbefragung zum Thema Online Marketing im Kulturbereich ist jetzt auch ein Interview mit mir zu lesen. Vielen Dank an Karin für die Einladung. Es macht Spaß Experte zu sein 😉 . Zuvor waren bereits einige andere Experten an der Reihe, darunter Christian Henner-Fehr, auf dessen Blog sich, aufbauend auf diesem Thema, eine lange, kontroverse Diskussion entspann. Diese Diskussion brachte mich noch auf ein paar ergänzende Gedanken zu der Frage, inwieweit die tendenziell elitäre Haltung von Kultureinrichtungen gegenüber ihrem Publikum durch das sog. Web 2.0 aufgebrochen und verändert werden könnte (s. Frage 2 im Interview). Bei vielen Kulturorganisationen gilt nach wie vor das von Arnold Schoenberg verfasste Motto: »Wenn es Kunst ist, kann es nicht für alle sein und wenn es für alle ist, kann es keine Kunst sein.«

    Prinzipiell steht Kultur ja heute jedem offen. Wer will kann für weniger als 10 EUR z.B. in die Oper gehen und sich Moses und Aron anhören, wenn es einen interessiert. Es gab sicher keine Zeit, in der so viele Menschen wie heute diese Möglichkeit dazu hatten. Trotzdem interessiert sich nur eine Elite dafür. Dass diese Elite jedoch möglichst groß ist, ist Ziel und Aufgabe des Kulturmarketing und betrifft dessen Verhältnis zum Publikum. Web 2.0 ist hier eine Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu wecken, sich zu präsentieren und Feedback zu holen.

    Die “tendenziell elitäre” Haltung betrifft aber vor allem auch das Verhältnis Künstler – Publikum. Das Grundgesetz garantiert der Kunst, nichts anderem als sich selbst verpflichtet zu sein. Dieses Recht ist ebenso kompromisslos wie das Schoenberg-Zitat. Trotzdem denke ich, dass die Kunst, die ihr Publikum auf Basis dieses Rechts auch gerne irritiert und verstört das Web 2.0 bzw. dessen Philosophie als Irritation des eigenen, eben tendenziell elitären Selbstverständnisses auffassen und produktiv machen sollte. Was daraus entstehen kann, ob es eine Abkehr von dem besagten elitären Moment bringt oder vielleicht dessen Bestätigung oder etwas ganz anderes, ist erstmal völlig offen. Sicher bin ich mir aber, dass die Auseinandersetzung mit und die Nutzung des Web 2.0 der Kunst und Kultur mehr erschließen kann als neue Marketingmöglichkeiten.

  • Kulturmarketing 2.0

    Nicht nur aufgrund der zahlreichen Beispiele in der Web 2.0-Serie des Kulturmarketing-Blog, sondern auch durch aktuelle Gespräche bekomme ich das Gefühl, dass Web 2.0 in Kultureinrichtungen ein Thema wird und auch hier mit einiger Verspätung ein gewisser Hype entsteht. Mitunter werden die Möglichkeiten äußerst euphorisch und optimistisch eingeschätzt, mit Web 2.0 neues Publikum erschließen zu können. Da man mittlerweile in etwa weiß, was das Web 2.0 kann und was nicht, könnte das Kulturmarketing diese Hype-Phase eigentlich überspringen und von vornherein mit ganz pragmatischen und realistischen Erwartungen an das Thema herangehen.

    Live-Übertragungen von Events halte ich da zum Beispiel für nicht sonderlich erfolgsversprechend. Sei es ein Orchesterkonzert der Musikhochschule Rostock, die Wiederaufnahme der Meistersinger bei den Bayreuther Festspielen oder Konzerte aus Aspen oder Aix-en-Provence (geniale Seite!), die Faszination klassischer Musik vermittelt sich wohl kaum über PC-Monitor und -Boxen. Das gilt insbesondere, wenn es nicht um die großen, eingängigen Hits geht, zu denen ich die Meistersinger schon nicht mehr rechnen würde. Es mag funktionieren, einen Eindruck von dem zu vermitteln, was die Besucher erwarten dürfen. Streams und Clips werden aber eine schlechte Alternative zur Live-Veranstaltung bleiben und auch nur für Personen in Frage kommen, die sowieso auch ins Konzert gehen würden.

    Neues Publikum gewinnt man nicht mit neuen Medien, sondern mit einer neuen, web 2.0-gemäßen Haltung. Die besteht darin, den Dialog und die Vernetzung mit den BesucherInnen zu suchen, und zwar auf Augenhöhe. Gerade im Bereich der Hochkultur gilt es da m.E. zunächst, einigen Dünkel gegenüber dem Publikum über Bord zu werfen und es nicht nur als stumpfe, konsumistische, tendenziell ignorante Masse wahrzunehmen, die es zu gutem Geschmack zu erziehen gilt. Bevor man diese neue Haltung nicht verinnerlicht hat, wird man das Web 2.0 auch nicht erfolgreich nutzen können.

  • Buchlesen ist wie Radfahren

    Vor kurzem hatte ich die Ehre von einer sehr netten Redakteurin von newbook.de im Rahmen einer etwas größer angelegten Bloggerbefragung interviewt zu werden. Thema war grob gesagt, wie sich Lesegewohnheiten durch das Web 2.0 ändern. Aber lest selbst.