Snapchat oder lieber gleich Chatbot?

Veröffentlicht von Christian Holst am

Neulich schrieb ich darüber, dass Instagram sich langsam zu einem ernst zunehmenden Marketingtool entwickelt. Das hat ein bisschen mit verbesserten Features von Instagram zu tun, vor allem aber mit den Anbindungsmöglichkeiten an den Facebook-Werbeanzeigenmanager. Jetzt schreibt Juana Zimmermann in der Neuen Musikzeitung über die Einsatzmöglichkeiten von Snapchat im Kulturbereich und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Snapchat ziemlich genau das gleiche Problem hat, wie Instagram bis vor kurzem. Besser gesagt, Kultureinrichtungen haben dieses Problem, denn sie können und werden sich in der Regel nicht bei Snapchat Discover einkaufen. Die Customer Journey hört also auf, bevor sie überhaupt begonnen hat, man muss sich in seiner Snapchat-Filterbubble selbst genügen. Zimmermann schickt daher auch gleich vorweg, dass Snapchat die Möglichkeit bietet,

etwas zu zeigen, was neben (Hervorhebung durch CH) der Standard-Marketing-Strategie liegt. Der Beleuchter könnte einen Tag lang seinen Arbeitsablauf dokumentieren, die Hospitantin von ihren Erlebnissen berichten. Die kleinen Schritte der Prozesse statt großer Ergebnisse werden sichtbar.

Das wiederum ist aber keine besondere Leistung von Snapchat, das geht auch mit Blogs, Twitter und eben Instagram und war genau die Begründung, mit der man jeweils vor 8, 6 bzw. 2 Jahren dort eingestiegen ist. Snapchat ist – wie Zimmermann schreibt – eher ein Messenger als ein Netzwerk. Allerdings (noch) keiner, der wie der Facebook Messenger die Einbindung von Chatbots erlaubt. Also, warum nicht den Snapchat-Hype überspringen und gleich in das Thema Chatbots einsteigen? Die sind nämlich nicht nur der neue heiße Scheiß, sondern auch kompatibel mit einer bezahlbaren Standard-Marketing-Strategie, die den Besucher aus der Filterbubble seines bevorzugten Social Media-Tools holt und auf eine Reise mitnimmt, die in einem kulturellen Erlebnis kulminiert.


4 Kommentare

Huflaikhan · 22. Oktober 2016 um 20:24

Snapchat ist meines Erachtens völlig sinnlos für den Kulturbereich. Genauso gut könnte man an der Autobahn Werbung für Luftpumpen machen. Publikumsakquise ist quasi unmöglich. Inhalte sind piffpaffpuff fort. Bei Instagram dagegen biste öffentlich zugänglich, haste findbare hashtags etc. Snapchat ist entweder was für kleine Grüppchen oder für Superstars. Nenne mir ein paar Kulturinstitutionen, die mehr als 100 follower bei Snapchat haben.

Bei uns im Verlag bin ich der einzige, soweit ich weiß, der wenigstens halbwegs weiß, um was es sich dabei handelt …

Für D und die Musik bin ich einigermaßen skeptisch, ob überhaupt eine Institution wirklich Nähr- und Mehrwert aus diesem Sektor (Messenger und Media) zieht. Also mehr als „nur“ Gefällt mir … Von sich aus geht da nämlich so gut wie gar nix mehr. Bei der Neugründung von SWR Classic (auch beim BR-Klassik) bekommt man Mail von Beratungsfirmen, man möge doch bitte was für sie tun, damit die populärer werden. SWR Classic haut eine Stange Geld raus für „Sponsored“ Zeug auf Facebook etc.

Aber ich schweife ab. Von unserer Seite ist man ja schon froh, dass es einen Link auf den Text von Zimmermann gibt.

    Christian · 23. Oktober 2016 um 12:01

    🙂 Bei den Messengern steckt in meinen Augen viel Potenzial drin – auch in D und im traditionellen Kultursektor. Und man kann Facebook finden, wie man will, sie bieten mit ihren Tools die besten Werbe- und Vermarktungsmöglichkeiten, die durchaus auch für Kultureinrichtungen gut funktionieren – so meine Erfahrung. Deswegen denke ich, dass der FB Messenger durchaus etwas sein kann, im Unterschied zu WhatsApp oder Snapchat. Einen Punkt, den man m.E. allerdings auch nicht unterschätzen sollte, ist die Pionierarbeit, die einfach für Aufmerksamkeit in den klassischen Kanälen sorgt. Ich folge dem Residenztheater nicht auf Snapchat, aber ich weiß, dass sie dort aktiv sind. So funktioniert Branding indirekt und da gäbe es noch einige Beispiele.

Axel Kopp · 25. Oktober 2016 um 13:55

Ich finde, du vergleichst hier Äpfel mit Pralinen (nicht Birnen). Beides kann man essen, aber es sind doch sehr unterschiedliche Sachen. Außerdem sind die Kosten für die Entwicklung eines Chatbots sehr hoch. Ob gerade die notorisch klammen Kultureinrichtungen diese Entwicklung in der ersten Phase tragen sollten/können, wage ich zu bezweifeln. Ich hab mich gerade ein wenig mit Botsify beschäftigt. Klingt ja alles recht schön und gut, aber bis der Bot in der Praxis tatsächlich gut läuft, braucht es viel Input und noch viel Entwicklungsarbeit. Ich denke, Kultureinrichtungen tun gut daran, das Thema Bots zu beobachten, aber jetzt noch nicht einzusteigen. In zwei Jahren ist wahrscheinlich schon vieles einfacher und günstiger …

    Christian · 26. Oktober 2016 um 12:16

    Naja, es ist halt die Abwägung zwischen verschiedenen Alternativen, insofern kann man auch Snapchat und Chatbots gegeneinander abwägen so wie man sich auch zwischen Äpfeln und Pralinen entscheiden kann. Und natürlich kosten Chatbots Geld, so wie eine gute Website, ein Magazin, ein CRM oder Kassenpersonal auch. Trotzdem ist es allemal günstiger als Snapchat Discover und es lässt sich ein vorsichtiger Einstieg machen (das hier geht schon ein bisschen in die Richtung: https://www.komische-oper-berlin.de/besuch/oper-o-mat/), der zunehmend automatisiert werden kann. Mir ging es letztlich darum zu sagen, dass ich Chatbots grundsätzlich für anschlussfähiger an bestehende und bereits praktizierte Kulturmarketingkonzepte halte als Snapchat.

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