Das war das nördlichste stARTcamp aller Zeiten

Mittlerweile ist das Thema Digitalisierung auch im Kultursektor angekommen. Man kann das u.a. am Interesse am ersten Hamburger stARTcamp sehen. Trotz Vorverkaufsstart mitten in der Sommerpause waren die Tickets binnen anderthalb Wochen praktisch weg. Etliche Teilnehmer nahmen auch längere Anreisen in Kauf, um bei der Premiere dabei zu sein. Auch die Bereitschaft, Sessions anzubieten war erfreulich (vielleicht hatte das mit den tollen Incentives zu tun, die Katrin Schröder und René Scheer vorbereitet hatten), Session- und Raumangebot gingen genau auf. Weil sich alle Teilnehmer sehr diszipliniert an die «Jeder nur 3 Hashtags»-Regel in der Vorstellungsrunde hielten und der Sessionplan früher fertig war als gedacht, konnten wir sehr entspannt in den Vormittag starten.

(mehr …)

Theaternahes Rahmenprogramm auf dem Weg zur größten Sparte

Vor einer Woche hat der Deutsche Bühnenverein die Statistik für die Saison 2015/16 herausgegeben. Weitgehend Stabilität und Kontinuität: Gleich viele Vorstellungen wie in der Vorsaison, gleich viel Eigeneinnahmen, etwas mehr Geld von der öffentlichen Hand, ein paar mehr Mitarbeiter. Deutlich angestiegen sind zwei Zahlen: Zum einen die Besuchszahlen im Kinder- und Jugendbereich. Hier ist ein Zuwachs von 5 % festzustellen. Zu den Gründen dafür ist zumindest in der Pressemeldung nichts zu lesen. Zum anderen ist das «theaternahe Rahmenprogramm» angewachsen – um fast 10 %. Diese «5. Sparte» ist bereits in den vergangenen Jahren zur zweitgrößten Sparte in Bezug auf die Veranstaltungszahl angewachsen. Gemeint sind hier kleine Sonder- und Vermittlungsveranstaltungen: Podiumsdiskussionen, Workshops, Lesungen, Matineen – eben alles, was keine «normale», reguläre Aufführung ist. Bühnenverein-Geschäftsführer Grandmontagne sieht den Zuwachs dieser Veranstaltungen als Zeichen dafür, dass die Theater «also messbar mehr dafür [tun], in die Stadtgesellschaft hineinzuwirken und ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht zu werden.» Das ist sicher richtig und der Trend wird sich auch weiter fortsetzen. (mehr …)

Symposium: Die Zukunft des Kulturbetriebs in der digitalisierten Gesellschaft

Am 9. und 10. Oktober veranstalten die Lehrstühle für Medieninformatik und vergleichende Kulturwissenschaften der Uni Regensburg gemeinsam ein interdisziplinäres Symposium mit dem Titel «Die Zukunft des Kulturbetriebs in der digitalisierten Gesellschaft». Ich habe die Ehre, dort das Cast-Forschungsprojekt «Moving pictures moving audiences?» vorstellen zu dürfen. Bei diesem Projekt haben wir Weiterlesen…

Zwei „Save the dates“: stARTcamps 2017

Nach der Elbphilharmonie-Eröffnung und dem G20-Gipfel steht für 2017 noch ein weiteres bedeutendes Ereignis in Hamburg an, das größte mediale Aufmerksamkeit verdient: Am 23. September wird erstmals ein stARTcamp in der Hansestadt stattfinden. Veranstaltet wird es gemeinsam vom Institut für Technische Bildung und Hochschuldidaktik der TU Hamburg-Harburg, in dem das Weiterlesen…

Der «informierte Künstler» ist ein Unternehmer

Auf nachtkritik gibt es seit einigen Jahren schon die Serie Debatte zur Zukunft des Stadttheaters. Besondere Highlights dieser Serie sind der Artikel von Ulf Schmidt zum agilen Theater und – ganz aktuell – ein Beitrag von Thomas Schmidt, der ein interessantes neues Reformmodell vorstellt, das man schleunigst einmal ausprobieren sollte. Schmidt beklagt, dass die Reformmodelle, die bislang diskutiert und umgesetzt wurden (zuletzt in Mecklenburg-Vorpommern), immer auf die Machtabsicherung der Intendanz abzielen. Als Alternative entwickelt er dagegen ein Mitbestimmungsmodell, das den „informierten Künstler“ voraussetzt. So wie ich den Beitrag lese, ist das einfach ein anderes Wort für den kulturunternehmerisch denkenden Theatermitarbeiter. Die in einer Person gebündelte Leitungsmacht wird durch ein Mitbestimmungsmodell, das Künstlern (und hoffentlich auch anderen Mitarbeitern) erlaubt, Einfluss auf die strategischen Entscheidungen ihres Theaters zu nehmen. Das ist eigentlich das Modell, das viele freie Orchester bereits praktizieren. Meine These ist ja, dass sich eine solche unternehmerische Haltung auch sehr positiv auf die künstlerische Klasse auswirken wird. Wäre interessant zu sehen, ob sich dieser Effekt im Theaterbereich auch so zeigen würde. (mehr …)

RIP Stanisław Skrowaczewski

Am Dienstag ist Stanisław Skrowaczewski im Alter von 93 Jahren gestorben. Für meinen Geschmack der beste Bruckner-Dirigent überhaupt und insgesamt ein Dirigent, der viel zu wenig Beachtung und Aufmerksamkeit gefunden hat. Ich bin erst vor knapp drei Jahren überhaupt auf ihn aufmerksam geworden und hatte so aber immerhin das Glück, ihn im Februar 2015 live mit dem Sinfonieorchester Basel zu erleben.

Insbesondere seine Interpretation der 8. Sinfonie von Bruckner ist für mich unübertroffen. Das wird mir immer besonders deutlich, wenn ich das Stück heute im Konzert (oder auf CD) höre, so wie vergangenen Sonntag, als Kent Nagano es mit dem Staatsorchester Hamburg in der Elbphilharmonie aufführte. Es ist immer Skrowaczewskis Referenz an der die anderen scheitern, auch wenn sie gut sind.
(mehr …)

Jahrestagung Fachverband Kulturmanagement

Ende Januar fand in Weimar die Jahrestagung des Fachverbands Kulturmanagement statt. Thema der Tagung war «Kultur im Umbruch. Transformation von Systemen, Institutionen und Formaten». Im Ankündigungstext hieß es:

Migration, Digitalisierung, Globalisierung gehen mit einer Neuordnung des kulturellen Feldes einher. Praktiken, Institutionen und Arbeitsbedingungen in der Kulturproduktion und Kulturkonsumption haben sich fundamental gewandelt. Sozioökonomische, demographische und technologische Entwicklungen stellen unter anderem Kulturpolitik und Kulturfinanzierung vor große Herausforderungen. Betroffen sind davon kulturell-künstlerische Produktion, Distribution und Rezeption (z. B. durch TTIP, Kulturgutschutzgesetz, neue Technologien etc.). Vor diesem Hintergrund zeichnet sich eine sektorale Neuverortung und Neubestimmung ab, in der auch die Kräfteverhältnisse zwischen öffentlich-rechtlichen, privatwirtschaftlich-kommerziellen und zivilgesellschaftlichen Akteuren und Institutionen neu ausgehandelt werden. Diese Transformation verlangt einen Umbau des gesellschaftlichen Kultursystems und seiner Institutionen.

Ein aktuelles, spannendes Thema also. Dieses Thema ausgerechnet auf einer Tagung in Weimar zu diskutieren hatte einen gewissen ironischen Reiz. Ich war zum ersten Mal in der Stadt und habe zugegebenermaßen nur einen oberflächlichen Eindruck erhalten. Aber dem Anschein nach gibt es nur wenig andere kulturelle Orte in Deutschland, die so sehr von ihrer kulturellen Vergangenheit leben und zehren. Hier ist einfach alles irgendwie Goethe, Schiller oder Anna Amalia. Die Stadt ist klein, hübsch, adrett, sauber, wenn es nicht so abschätzig klingen würde, könnte man auch sagen provinziell. Von Umbruch, Migration, Digitalisierung oder gar Globalisierung ist hier wenig bis gar nichts zu merken, wenn man mal eine Handvoll japanischer Touristen außen vor lässt. Aber warum sollte man nicht gerade an so einem Ort, also mit gewissem Abstand, über genau diese Themen nachdenken und diskutieren? (mehr …)

3 x Elbphilharmonie

Eigentlich ist ja zur Elbphilharmonie mittlerweile so ziemlich alles gesagt. Nur noch nicht von jedem. Deswegen hier ein paar paar Eindrücke von meinen ersten Besuchen.

Bis zu meinem ersten Besuch am 15. Januar kannte ich die Elbphilharmonie immer nur aus der Ferne. Gefühlt sind es etwa sechseinhalb Standorte in der Stadt, von denen aus man das neue Hamburger Wahrzeichen einigermaßen gut sehen kann. Weder der Standort, noch die filigrane Bauweise machen die Elphi zu einem wirklich markanten Gebäude. Dieser Eindruck ändert sich allerdings, je mehr man sich ihr nähert. Wenn man dann direkt davor steht, wirken der klotzige Kaispeicher und die glatten, steil hochragenden Fronten sehr hermetisch. Der Eingangsbereich ist klein und unscheinbar und überhaupt wirkt alles erst einmal sehr eng: Die Röhre mit der Rolltreppe, auf der sich das bewährte Prinzip «rechts stehen, links gehen» leider noch nicht herumgesprochen hat, die verwinkelten, unregelmäßig gestuften Treppen und engen, unübersichtlichen Foyers mit wenig Sitzgelegenheiten für das eher betagte Publikum. Sobald der Saal geöffnet ist, verläuft sich das allerdings schnell und es wirkt nirgends mehr voll, weder drinnen, noch in den Foyers. Optisch wirkt der Saal grauer und stumpfer als auf den brilliant glitzernden PR-Fotos, die ich bis dato gesehen hatte. Das Motto Offenheit hat ja zur Zeit Konjunktur in Kultureinrichtungen. Auch die Elbphilharmonie wirbt damit. Einmal natürlich im Sinne von «überhaupt endlich mal eröffnet», aber auch im Sinne einer steuerfinanzierten Kulturstätte für alle. Die Architektur symbolisiert diesen Anspruch jedoch nicht.

Eröffnet, aber hermetisch: Die Elbphilharmonie

Eröffnet, aber hermetisch: Die Elbphilharmonie

(mehr …)

Buchtipp: Der digital erweiterte Erzählraum

Buch: Der digital erweiterte ErzählraumIm Nachklang zum stARTcamps Schweiz 2016 gab es im Kommunikationsmuseum in Bern noch eine Buchtaufe. Ich hatte das in meinem Bericht über das Camp in einem kurzen Absatz bereits erwähnt. Inzwischen konnte ich mir das Buch etwas genauer anschauen und möchte es hier ausdrücklich empfehlen. Es ist nochmal deutlich umfangreicher und inhaltlich tiefgehender als das erste – für Einsteiger immer noch empfehlenswerte – audienceplus-Buch. (mehr …)