Elbphilhar-Manie

Elbphilharmonie vor der Eröffnung

© Iwan Baan

Was beim Bau der Elbphilharmonie an öffentlichem Wohlwollen verspielt wurde, das wird aktuell mit einer imposanten PR- und Werbekampagne zur Eröffnung wieder aufgebaut. Euphorie allerorten, Hamburg ist in einer totalen Elbphilhar-Manie. (Hammer Wortspiel! Ist da eigentlich noch niemand vor mir drauf gekommen?). Alle möglichen Gebäude leuchten blau und rot und auf allen Social Media-Kanälen wird rückwärts gezählt was das Zeug hält.

Auch die nationale und internationale Presse belobhudelt den neuen Konzertsaal unisono, ohne dass bislang ein einziges Konzert stattgefunden hat. Sogar die New York Times findet, 2017 würde ein Hamburg-Besuch wegen der Eröffnung lohnen. Ein im Grunde sehr wohlwollender Artikel wie in Concerti, der vorsichtig darauf hinweist, dass ein toller Saal eine Stadt noch nicht zur Musikstadt macht, ist schon das Kritischste, was man dieser Tage so liest. Ach ja, und Manuel Brug erinnert daran, dass die Elbphilharmonie nicht der einzige gute Konzertsaal der Welt ist. Das hätte man tatsächlich fast vergessen können. (mehr …)

Audience Development als letzte Schlacht des klassischen Kulturmarketings?

Vor einigen Wochen ging es hier um die Angebotsorientierung, die bei den meisten öffentlich finanzierten Kultureinrichtungen anzutreffen ist. Aber ich bin natürlich nicht der erste, dem das auffällt. Armin Klein etwa fordert schon seit langem und immer wieder konsequente Besucherorientierung von den Kultureinrichtungen und betont ebenso regelmäßig, dass das nicht den Ausverkauf künstlerischer Unabhängigkeit und Freiheit bedeutet. Bislang bestimmen zwei Konzepte die Diskussion und Bemühungen zu diesem Thema: Kulturvermittlung und Audience Development (AD). (mehr …)

(Neue) Musik für Kinder

Auf crescendo.de beklagt der Komponist Moritz Eggert, dass Neue Musik für und mit Kindern einen schweren Stand hat. Nicht nur, weil es nur wenige Komponisten gibt, die sich auf diesem Feld betätigen und diejenigen, die es tun, schnell einen Stempel als «Kinderkomponist» verpasst bekommen, sondern auch, weil die Feuilletons kaum, und wenn doch dann lustlos, über gute Projekte berichten.

Wer neue Musik für (oder noch schlimmer: mit) Kinder(n) macht steht definitiv hierarchisch unter demjenigen, der Musik für «Experten» macht. Wobei die Musik für «Experten» ein wesentlich spezielleres (und kleineres!) Publikum anspricht, als die Musik für Kinder.

(mehr …)

Das Fernsehen ist tot, es lebe das Streaming!

Im Rückblick auf das stARTcamp Bern habe ich neulich bereits anklingen lassen, dass ich noch ausführlicher auf das Forschungsprojekt eingehen möchte, an dem ich gerade arbeite. Bei diesem Projekt geht es um die Frage, wie Zürcher Kultureinrichtungen Bewegtbildinhalte nutzen. Neben einer kleinen Befragung aller Einrichtungen, die öffentliche Zuschüsse von Kanton oder Stadt erhalten, habe ich vier vertiefende Interviews geführt, eins davon mit Claudio Cappellari, dem Co-Direktor des Zürcher Jazzclubs Moods. In diesem Interview geht es um das Streaming-Angebot, das das Moods in wenigen Wochen starten wird. Dieses Angebot kann man sich – analog zur Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker – als «Digital Jazzclub» vorstellen. (mehr …)

Mit Enthusiasmus und Selbstironie gegen die Klassik-Filterblase

Steven Walter hat im Blog des Podium Festivals gerade ein paar interessante Gedanken zur Selbstbezogenheit der Klassikszene aufgeschrieben. Das Problem der sog. Filterblasen (eigentlich ein neues Wort für «Elfenbeinturm»), in denen man sich permanent seiner eigenen Meinung versichert, ist natürlich in allen gesellschaftlichen Bereichen anzutreffen. Insbesondere der Politik, wo Meinungen, die mit der eigenen nicht kompatibel sind, solange es geht ausgeblendet oder – falls das nicht mehr möglich ist – skandalisiert werden. Wer eine typische Karriere in der Welt der klassischen Musik durchläuft, lernt nicht nur ein Instrument zu spielen, sondern bekommt auch ein bestimmtes «Mindset» mit auf den Weg. (mehr …)

Rückblick auf das stARTcamp Bern

Bild stART ContainerAm vergangenen Montag fand das zweite Schweizer stARTcamp statt, diesmal im Alpinen Museum in Bern. Auch an dieser Stelle noch einmal vielen Dank, dass wir die Räumlichkeiten nutzen durften. Wie im vergangenen Jahr waren um die 50 Personen da, in meinen Augen eine ideale stARTcamp-Größe. Relativ bescheiden war diesmal das Sessionangebot mit nur neun Angeboten. Das darf und solle sich bei zukünftigen stARTcamps noch ändern. (mehr …)

Der Eisberg Angebotsorientierung

Axel Kopp hat gerade 10 Online-Marketing-Tipps für Theater in seinem Blog veröffentlicht. Tipp 2 – eine Chat-Funktion, die auf der Website eingebunden wird – gefällt mir sehr gut, weil das ein besucherorientierter Service wäre, der die Conversions auf der Website wahrscheinlich ziemlich befeuern würde. Ebenfalls sehr besucherorientiert ist der Vorschlag, die Stücke zu verschlagworten, um dem Publikum ein paar Anhaltspunkte zu geben, was es zu erwarten hat. Aber Axel ahnt schon, dass so etwas einen großen Aufschrei seitens der Künstler zur Folge hätte. (mehr …)

Männerschwerpunkt beim Lucerne Festival 2017

Vor kurzem schrieb ich über den viel gelobten diesjährigen Frauenschwerpunkt des Lucerne Festivals. Allem Anschein nach folgt 2017 nun im Sinne der Gleichbehandlung ein Männerschwerpunkt. Am Oster- und am Sommerfestival des nächsten Jahres tritt jeweils nur eine Dirigentin auf. Bei den Komponisten war man sogar noch etwas konsequenter: Komponistinnen kommen Weiterlesen…