Christian Holst

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Autor: Christian Holst

  • Originelle Grammatik

    Die Schweizer und die Deutschen verbindet angeblich eine lang gepflegte Hassliebe. Der Hass kommt dabei von schweizer Seite, die Liebe von deutscher. Vor einiger Zeit ging das in der Schweiz groß durch die Medien. Weil da natürlich viel Stimmungsmache im Spiel war, haben sich zwei Schweizer Schüler ausführlich damit in ihrer »Maturitätsarbeit« beschäftigt. Die wichtigen Erkenntnisse haben sie in einer ausgesprochen gut gemachten Audiodokumentation zusammengefasst. Um Gewinn daraus zu ziehen, muss man allerdings des Schwyzerdütschen einigermaßen mächtig sein, auch wenn es sich hier um eine sehr gepflegte Variante handelt.

    Etwas übertrieben wird m.E. der wirtschaftliche Vorsprung der Schweiz dargestellt. Es stimmt sicher nicht, dass ein deutscher Bauarbeiter nur 1440 CHF im Monat verdient (knappe 900 Euro), spätestens nicht mehr, seit der Aufschwung bei den Menschen ankommt. Und die Lebenshaltungskosten sind einfach deutlich teurer. Mein beliebtes Beispiel: ein einfacher Herrenhaarschnitt in Bern ist kaum für weniger als 40 Franken zu bekommen (etwa 25 Euro) – in Bremen gibt es den ab 8 Euro. Also für nicht mal ein Drittel.

    Sicher richtig ist dagegen, was zum Sprachproblem gesagt wird. Viele Schweizer reden sehr ungern Hochdeutsch und bedenken dabei nicht, dass ich ihnen ihre originelle Grammatik gerne nachsehe, wenn ich sie dafür ansonsten gut verstehen kann.

  • »Jetzt singt sie auch noch!«

    Nachdem ich ein sehr unterhaltsames, lustiges Interview mit Barbara Schöneberger im Bayern3-Podcast gehört hatte, interessierte mich ihr Album Jetzt singt sie auch noch! Wie das Schicksal es wollte wurden mir tags drauf ein paar iTunes-Songcard zugespielt, so dass ich es mir runterladen konnte. Singen kann Barbara Schöneberger, keine Frage. Allerdings finde ich, dass ihre Stimme nicht viel her macht, sondern dünn und fast ein bisschen piepsig klingt. Darüber hinaus riefen die Musik auf der einen und die Texte auf der anderen Seite bei mir eine gewisse kognitive Dissonanz hervor. Denn die großgestigen Gala-Show-Bigband-Arrangements, sowieso nicht so mein Fall, gehen in meinen Augen überhaupt nicht mit den meist ironisch-banalen Erlebnisberichten aus dem ganz normalen Beziehungsalltag zusammen (z.B. »Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann« oder »Ich hab Mailverkehr und sonst gar nichts mehr«). Auch wenn der Vergleich jetzt sehr willkürlich ist: Ina Müller hat das für meinen Geschmack authentischer hinbekommen und außerdem die bessere, weil charakteristischere Stimme.

  • Top of Europe

    Heute habe ich einen Ausflug aufs Jungfraujoch gemacht. Die Anfahrt von Bern dauert schlappe 3,5 Stunden, allein die letzten 9 Kilometer mit der Jungfraubahn dauern eine knappe Stunde und kosten 35 Euro (einfache Fahrt). Dort oben, auf im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubenden 3500 Metern Höhe, hat man eine fantastische Aussicht. Zur einen Seite auf das Berner Oberland, die Kleine Scheidegg, das Lauberhorn und bei richtig gutem Wetter angeblich sogar bis zum Schwarzwald und den Vogesen. Und zur anderen Seite auf die 26,5 Mrd. Tonnen Eis des Aletschgletschers. Hier eine kleine Fotostrecke, die zumindest eine leise Ahnung von der prachtvollen Aussicht vermittelt, die man dort oben genießt.

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  • Andere Länder, andere Sitten

    In Indien kann man offenbar auch Tiere heiraten. Dazu gibt es auch eine kleine Zeremonie und Brautschmuck für den Hund (s. Bild). Sollte das Herrchen später eine Ehe mit einer Artgenossin eingehen wollen, dann ist allerdings keine Scheidung erforderlich. Nur eine nicht ganz unwesentliche Frage bleibt in dem Bericht offen: Wie steht das indische Gesetz zu dem Vollzug einer solchen Ehe?

  • 6 Staffeln in 7 Minuten

    Bei youtube gibt es alle sechs Soprano-Staffeln im Zeitraffer. Ich bin dabei, die zweite Staffel zu gucken und muss leider feststellen, dass sich mein Sprachschatz vulgärisiert, wenn ich nicht ausreichend lange Pausen zwischen den einzelnen Folgen einlege. An der zweiten Staffeln gefällt mir, dass die einzelnen Handlungsstränge sich doch eher mal über mehrere Folgen ziehen, als es in der ersten Staffel der Fall war. Und Neffe Christopher benimmt sich nicht mehr ganz so dämlich wie in der ersten Staffel. Wie gesagt ist die Serie sehr gut gemacht, aber irgendwie ist es auf Dauer deprimierend, sich ständig unsympathische, brutale, idiotische Typen anzusehen. Die dritte Staffel werde ich deswegen vermutlich erstmal nicht gucken und es lieber mit etwas erbaulichem versuchen. Vielleicht versuche ich es jetzt mal mit den nett-belanglosen Gilmore Girls oder so.

    Nachtrag: Die letzten beiden Folgen der zweiten Staffel sind übrigens richtig blöd. Die Ermordung von Tonys Fast-Schwager Richie ist in puncto dramaturgischer Glaubwürdigkeit bestenfalls einer Vorabendsoap würdig. Und die Fieberträume, die Tony ziemlich unvermittelt auf die Spur des Maulwurfs in seiner Crew bringen, sind noch nicht einmal das.

  • Neudeutsche Sprache – schwere Sprache

    Der Begriff der Gerechtigkeit hat es in Zeiten des scheinbar alternativlosen Sozialabbaus schwer. Nicht selten wird er zum Synonym für eine Haltung, die den Schuss der Globalisierung noch nicht gehört hat und alten, unrealistischen und unsinnigen Vorstellungen nachhängt. So in etwa scheint es auch bei dem Buch einer CDU-Abgeordneten zu sein, die früher mal für die Grünen im Bundestag saß. Das Buch heißt »Neustart!« Untertitel: »Was sich in Politik und Gesellschaft ändern muss. Umdenken lohnt. Freiheit und Fairness statt Gleichheit und Gerechtigkeit.« Ich habe mich gefragt, wer sich wohl ein Buch kauft, bei dem einen die Dummheit schon vom Umschlag anspringt?

  • Happy Birthday to me

    Heute hat dieses Blog einjährigen Geburtstag. Happy Birthday to me! Bescheiden formuliert, aber mit recht großspurigem Unterton habe ich im allerersten Eintrag gesagt, dies sei mein kleiner Beitrag dazu, dass es wieder aufwärts gehe mit Deutschland. Und geht es Deutschland nicht wirklich besser? Der Aufschwung ist da, die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie lange nicht! Aber keine Sorge, ich betrachte meine Arbeit damit nicht als getan. Denn jetzt gilt es, den Aufschwung zu konsolidieren und die »Blogdividende« nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Aber toll, was so ein Blog bewirken kann!

    Im ersten Jahr gab es übrigens 145 Einträge, statistisch gesehen heißt das alle 2,52 Tage einen. Außerdem 97 Kommentare. Das, liebe Freunde, ist noch ausbaufähig!

  • Blühende Landschaften

    Am vergangenen Samstag war ich in Leipzig, einer Stadt, die eigentlich so eine Art Weltkulturhauptstadt ist. Wagner wurde dort geboren, Leibniz und Liebknecht auch; Bach hat dort gewirkt und ist dort gestorben, ebenso Mendelssohn. Goethe und Nietzsche haben dort studiert und Heisenberg hatte hier seine erste Professur (Berufung im zarten Alter von 26!). Außerdem hat Leipzig das älteste Orchester der Welt und zugleich eins der besten.

    Anmerken tut man das der Stadt zumindest auf den ersten Blick aber nicht. Durch die vielen Kaufhäuser und Karstadts etc. sehen ja alle deutsche Großstädte mittlerweile gleich aus. Leipzig sieht insofern sozusagen noch gleicher aus, weil es hier extrem viele Kaufhäuser gibt. So schien es mir zumindest. Um Leipzig herum muss es die berühmten »blühenden Landschaften« tatsächlich geben, denn irgendjemand muss da ja auch einkaufen.

  • Die Sopranos, Staffel 1

    Vor kurzem habe ich mir die erste Staffel der Sopranos auf DVD besorgt. Mittlerweile habe ich alle Episoden gesehen und bin irgendwie ganz unschlüssig, wie ich es fand. Denn eine richtige Sogwirkung wie andere gute Serien entfaltet diese nicht. Trotzdem will man immer wissen, wie es weitergeht und es ist eine sehr gut gemachte Serie. Anders als in anderen Mafia-Filmen (z.B. im Paten, der ja mal als Werbefilm für die Mafia bezeichnet wurde), kann man hier wenig Sympathie für das Milieu und die Figuren aufbringen, insbesondere für Hauptfigur Tony Soprano – genial gespielt von James Gandolfini. Er ist einerseits ein bauernschlauer, cholerischer Idiot, hat allerdings immer auch mal wieder nette Momente. Das macht es auf der einen Seite sehr glaubwürdig und echt und verleiht dem ganzen einen sozusagen dokumentarischen Anstrich, auf der anderen Seite fesselt die Geschichte nicht so sehr. Was mich ein bisschen gestört hat war auch, dass viele Handlungsstränge nur in einzelnen Episoden verfolgt werden und dann wieder völlig aus dem Blick geraten. Damit wird aus meiner Sicht manche dramaturgische Pointe verschenkt. Zum Beispiel als Tony, um seinen Nachbarn zu verarschen, ihm ein kleines Päckchen zur vorübergehenden Aufbewahrung anvertraut. Da hätte mich einfach die Auflösung dieses Gags interessiert. Oder wie die Auseinandersetzung zwischen dem jüdischen und dem schwarzen Musikproduzent letztlich ausgeht, um die es in einer Folge geht. Vielleicht ist es eine etwas andere, losere Form des Cliffhanger-Prinzips, denn mitunter werden Handlungsstränge erst Folgen später wieder aufgenommen, wie z.B. die Freundschaft zwischen Tonys Frau und dem Pater. Da muss ich wohl auch die zweite Staffel kaufen, die es allerdings nicht im Sonderangebot gibt. Schlau, schlau.

  • Mit oder mit ohne Kruste

    Gerade habe ich mir die Verfilmung von Herrn Lehmann auf DVD angesehen. Das Buch hatte mir ganz gut gefallen, aber dem Film merkt man leider an, dass er von einem Theatermann gemacht wurde, nämlich von Leander Haußmann. Die leicht absurde Banalität der Geschichte, die im Buch subtil, ironisch und genau beobachtet ist, wird hier bedeutungsschwanger und mit großer Geste ausgespielt: »Schweinebraten mit Kruste oder mit ohne Kruste? Das ist hier die Frage!« Und zwar eine ganz existenzielle. Es fehlt das Subtile, das Lockere, das Spöttische, das das Buch ausgemacht hat - all das, was »zwischen den Zeilen« steht, wie es so schön heißt. Aber ohne das ist »Herr Lehmann« nichts weiter als eine etwas zusammenhangslose, ziemlich langweilige Geschichte über einen Typen, der sein Leben nicht so recht auf die Reihe bekommt.