Nach einer wirklich lahmen ersten Episode hat sich die 3. Staffel der Sopranos zur bislang eindeutig besten entwickelt. Der Grund: die Geschichten sind gut und die Figuren entwickeln sich und handeln glaubwürdiger als in den ersten beiden Staffeln, insbesondere der zweiten. Die kriminellen Aktivitäten treten etwas in den Hintergrund und die persönlichen Krisen aller Familienmitglieder in den Vordergrund. Tonys Frau Carmela hadert mit der Ehe, Tochter Meadow ist unglücklich verliebt und Anthony Jr. fliegt von der Schule. Höhepunkt der Staffel ist sicher die Beziehung, die Tony mit einer attraktiven Autoverkäuferin, brillant gespielt von Annabella Sciorra, eingeht. Das ist ebenso erotisch wie aufreibend, nicht nur für Tony, sondern auch für den Zuschauer. Grandios übrigens auch das Ende der letzten Folge, wo die gesamte Familie zu einer Beerdigung zusammenkommt. Das kann in seiner filmischen Qualität schon fast mit dem Ende der Paten-Trilogie mithalten. (Naja: fast.)
Kategorie: Fernsehen
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6 Staffeln in 7 Minuten
Bei youtube gibt es alle sechs Soprano-Staffeln im Zeitraffer. Ich bin dabei, die zweite Staffel zu gucken und muss leider feststellen, dass sich mein Sprachschatz vulgärisiert, wenn ich nicht ausreichend lange Pausen zwischen den einzelnen Folgen einlege. An der zweiten Staffeln gefällt mir, dass die einzelnen Handlungsstränge sich doch eher mal über mehrere Folgen ziehen, als es in der ersten Staffel der Fall war. Und Neffe Christopher benimmt sich nicht mehr ganz so dämlich wie in der ersten Staffel. Wie gesagt ist die Serie sehr gut gemacht, aber irgendwie ist es auf Dauer deprimierend, sich ständig unsympathische, brutale, idiotische Typen anzusehen. Die dritte Staffel werde ich deswegen vermutlich erstmal nicht gucken und es lieber mit etwas erbaulichem versuchen. Vielleicht versuche ich es jetzt mal mit den nett-belanglosen Gilmore Girls oder so.
Nachtrag: Die letzten beiden Folgen der zweiten Staffel sind übrigens richtig blöd. Die Ermordung von Tonys Fast-Schwager Richie ist in puncto dramaturgischer Glaubwürdigkeit bestenfalls einer Vorabendsoap würdig. Und die Fieberträume, die Tony ziemlich unvermittelt auf die Spur des Maulwurfs in seiner Crew bringen, sind noch nicht einmal das.
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Die Sopranos, Staffel 1
Vor kurzem habe ich mir die erste Staffel der Sopranos auf DVD besorgt. Mittlerweile habe ich alle Episoden gesehen und bin irgendwie ganz unschlüssig, wie ich es fand. Denn eine richtige Sogwirkung wie andere gute Serien entfaltet diese nicht. Trotzdem will man immer wissen, wie es weitergeht und es ist eine sehr gut gemachte Serie. Anders als in anderen Mafia-Filmen (z.B. im Paten, der ja mal als Werbefilm für die Mafia bezeichnet wurde), kann man hier wenig Sympathie für das Milieu und die Figuren aufbringen, insbesondere für Hauptfigur Tony Soprano – genial gespielt von James Gandolfini. Er ist einerseits ein bauernschlauer, cholerischer Idiot, hat allerdings immer auch mal wieder nette Momente. Das macht es auf der einen Seite sehr glaubwürdig und echt und verleiht dem ganzen einen sozusagen dokumentarischen Anstrich, auf der anderen Seite fesselt die Geschichte nicht so sehr. Was mich ein bisschen gestört hat war auch, dass viele Handlungsstränge nur in einzelnen Episoden verfolgt werden und dann wieder völlig aus dem Blick geraten. Damit wird aus meiner Sicht manche dramaturgische Pointe verschenkt. Zum Beispiel als Tony, um seinen Nachbarn zu verarschen, ihm ein kleines Päckchen zur vorübergehenden Aufbewahrung anvertraut. Da hätte mich einfach die Auflösung dieses Gags interessiert. Oder wie die Auseinandersetzung zwischen dem jüdischen und dem schwarzen Musikproduzent letztlich ausgeht, um die es in einer Folge geht. Vielleicht ist es eine etwas andere, losere Form des Cliffhanger-Prinzips, denn mitunter werden Handlungsstränge erst Folgen später wieder aufgenommen, wie z.B. die Freundschaft zwischen Tonys Frau und dem Pater. Da muss ich wohl auch die zweite Staffel kaufen, die es allerdings nicht im Sonderangebot gibt. Schlau, schlau.
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Schramm im Abo
Das ZDF stellt neuerdings einige wenige Sendungen als Videocast ins Netz. Das ist sehr löblich, vor allem bei »Neues aus der Anstalt«. Bei Sendungen, die nur monatlich kommen, vergesse ich immer den Sendetermin, insofern kommt mir das sehr entgegen, sie einfach per Feed zu abonnieren. Und »Neues aus der Anstalt« ist wirklich gut, vor allem wegen dem bitterbösen Georg Schramm (ehemals Scheibenwischer) und wegen Priols Schröder-Imitationen – ich sach nur: »Basta!«. Der Feed ist auf der ZDF-Seite offenbar gut versteckt. Gefunden habe ich ihn auf Schlaflos in München.
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Außerirdische bei Maischberger
Neulich habe ich mich hier über die fragwürdige Gästeauswahl in einer Maischberger-Sendung ausgelassen. Was soll man dann aber zu einer offenbar psychisch kranken Nina Hagen in einer Sendung über Außerirdische sagen? Eine echte Beleidigung gegen die seriösen Diskussionsteilnehmer, von denen einer konsequenterweise die Sendung verließ. Abgrundtief peinlich für Maischberger und sicher ein Anlass, die populistische Frage zu stellen, warum man eigentlich Gebühren für sowas bezahlen muss.
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Pütz for Sozialminister!?
Was war denn das? Ich fand Maischberger mit ihrem penetranten Gefrage noch nie sonderlich sympathisch, aber eine Sendung über die Rentenproblematik zu machen, wo sich nicht mal die Hälfte aller Gäste halbwegs kompetent zum Thema äußern kann, das finde ich unter aller Kanone. Zumal, wenn die Meinung eines der beiden kompetenteren Gäste so stark durch handfeste eigene Interessen bestimmt ist, wie bei Finanzdienstleistungsberater-Berater Bernd W. Klöckner.
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Broder bringt es auf den Punkt
Mehr und treffender muss bzw. kann man dazu ff. nicht(s) sagen.
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Kleines Fernsehspiel vorm Fenster
Für gestern und heute ist eine repräsentative Auswahl von Prenzlauer-Berg- und Berlin-Mitte-Bewohnern in unserer Straße eingefallen, um im Haus gegenüber ein kleines Fernsehspiel für ZDF/Arte zu drehen. In unserem Esszimmer hat man den perfekten Logenplatz, um die ca. 30 aufstrebenden, umher wuselnden Filmemacher bei der Arbeit zu beobachten. Obwohl wuseln ist eigentlich ziemlich übertrieben, denn die meiste Zeit stehen sie an dem provisorisch aufgebauten Büffet und trinken Kaffee. Das ist zwar nicht so aufregend wie die gelegentlichen Polizeigroßeinsätze, die einem anderen Nachbarhaus gelten, aber trotzdem ganz interessant, das einmal ganz aus der Nähe mitzubekommen.
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Generationenübergreifendes Miteinander
Reality TV galt in der Zeit, als es aufkam, als der nicht fehlinterpretierbare Hinweis auf den diesmal endgültig heraufziehenden Untergang des Abendlandes: Big Brother, DSDS, Dschungelcamp usw. Ganz so schlimm kam es dann nicht, für die meisten dieser Sendungen interessiert sich heute kein Schwein mehr.
Stattdessen gehören einige Reality-TV-Formate mittlerweile zu den sehenswerteren Sendungen im Vorabendprogramm. Bei den Sendern sind sie vermutlich sehr beliebt, weil superbillig zu produzieren und beim Publikum, weil es so schön menschelt und authentisch aus dem Leben gegriffen ist oder zumindest scheint. »Das perfekte Dinner« gucke ich z.B. sehr gerne zum Abendbrot und in den Werbepausen schalte ich dann zu »Quiztaxi« um und bleibe dort manchmal hängen. Ab und an sehe ich auch ganz gerne mal eine der Auswanderungssendungen »Goodbye Deutschland« und wie die so heißen. Es macht eben Spaß Menschen zu sehen, die etwas riskieren, sei es, sich beim Kochen zu blamieren oder ein neues Leben im Ausland zu beginnen. Insofern sind diese Sendungen sehr viel netter, als z.B. RTL II News, Blitz oder GZSZ.
Gestern habe ich zum Beispiel »Suche Familie« gesehen, wo ein Opa sich für jeweils eine Woche bei zwei fremden Familien einquartiert und anschließend entscheiden muss, für welche er zukünftig als Opa fungieren möchte. Das ist natürlich ziemlich lächerlich, vor allem, wenn die Familien den wildfremden Mann von der ersten Minute an »Opa« nennen. Auch diesen Wettbewerbsgedanken finde ich bei diesem Thema nicht sehr einleuchtend. Aber im großen und ganzen ist es doch keine üble Sache, wenn das Fernsehen das generationenübergreifende Miteinander propagiert. Oder?
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Braunes Setting
Zufällig habe ich gestern abend vor dem Einschlafen noch ins Erste gezappt und das Ende von »ANNEWILL« mitbekommen. Wie zu erwarten, ist die Sendung um Welten besser als das unsägliche Vorgängerformat, weil das ganze in einem geführten, ruhigen Rahmen ablief. Das Studio ist in dezenten, warmen Brauntönen gehalten, das Licht schmeichlerisch weichzeichnend, das ganze Setting wirkt auf diese Weise schon einmal deeskalierend. Die Gäste waren Jürgen Rüttgers, der, offenbar beeindruckt durch die sanften Farben des Studios, den ganz Besonnenen gab. Anders Kurt Beck, der den Sinn des Setdesigns nicht ganz erfasste und sich mit seinem aggresiven Ton beim Publikum und den Talkgästen unbeliebt machte. Dann René Obermann, der ein paar Plattitüden zur Wichtigkeit von Bildung zum Besten gab und von Anne Will in gewohnt treffsicherer, aber charmanter Art entlarvt wurde und schließlich die großartige Margot Käßmann, von der ich allerdings keine Wortmeldung mehr mitbekommen habe, die aber vermutlich die sinnvollsten Beiträge zur Diskussion beigesteuert hat. Thema war übrigens: »Rendite statt Respekt«.