Christian Holst

Kulturmanagement :: Digitale Transformation :: Künstliche Intelligenz


Kategorie: Film / TV

  • Hollywood avant la lettre

    Nochmal zum Thema Oper und moderne Technik. Gerade bin ich auf der Seite von Dieter David Scholz auf einen Buchtipp gestoßen, der extrem interessant klingt: »Filmpreis für Wagner. Eine zeitgemäße Betrachtung seines Theaters« von Eric Schulz, einem Musiktheaterregie-Absolventen der Hamburger Musikhochschule. Leider ist das Buch mit 49 Euro für 111 Seiten verdammt teuer. Allerdings gibt es bei Amazon auch eine E-Book-Fassung 19,99 Euro plus Versandkosten. (Für ein E-Book?!?)

    Scholz schreibt:

    In ihm lotet er (E. Schulz) konsequent Wagners Nähe zum Film aus und interpretiert das »Kunstwerk der Zukunft« als eine das Illusionstheater des 19. Jahrhunderts übersteigende Utopie, ja als Vorwegnahme von Ideen filmischer und elektronischer Medien.

    Dieses Buch wollte ich doch schreiben! Verdammt! 🙂 Ich hätte es allerdings »Hollywood avant la lettre« genannt. (Jetzt kann ich immerhin mal einen Blog-Eintrag so nennen.) Das ist ein Zitat aus der Berliner Antrittsvorlesung von Friedrich Kittler in der er die These vertritt, dass Wagners Musiktheater Hollywood »avant la lettre«, d.h. bevor es diesen Begriff überhaupt gab, ist. Also das, was Adorno, Eisler und Wieland Wagner ja auch schon gesagt haben (s. Scholz), aber nicht wie Kittler unter einem diskursanalytischen Blickwinkel. Das ist allerdings sehr interessant und originell.

    Tja, dann werde ich eben darüber schreiben müssen, inwieweit Wagner in seinen Vorstellungen das vergesellschaftete Kunstwerk vorweggenommen hat, dass jetzt im Web 2.0 greifbare Option wird. 🙂

  • Spidey zum dritten

    Auch ganz nett war übrigens der 3. Spiderman-Teil, den ich schon vor längerem gesehen habe. Ich bin ja der nicht unumstrittenen Meinung, dass die beiden ersten Spiderman-Filme zu dem besten gehörten, was Hollywood in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Da kann der dritte Teil allerdings nicht mithalten. Zwar gibt es auch hier wieder keine klare Gut-Böse-Dramaturgie, was in meinen Augen die besondere emotionale Glaubwürdigkeit der ersten beiden Filme ausmachte. Diesmal entdeckt Spidey sozusagen die dunkle Seite seiner Macht. Aber zugleich fehlt der selbstironische Witz a la Straßenmusik über »Spai-dar-maan« und außerdem schien es mir so, als haben sich die Produzenten zu sehr auf die Wirkung der Tricktechnik verlassen, die zwar ganz imposant, aber noch keine Geschichte ist. Nichtsdetotrotz: langweilig wird einem natürlich nicht.

  • Cineastische Kurzweil

    Am Wochenende habe ich zwei Filme gesehen. Einen guten und einen großartigen. Zuerst der großartige, das war im Zug Spiel mir das Lied vom Tod auf DVD. Wie Wikipedia verrät, ist das der erste Teil der »Once upon a time«-Trilogie von Sergio Leone. Zweiter Teil ist »Todesmelodie«, den ich aber nicht kenne und dritter Teil ist der ebenfalls großartige Film »Es war einmal in Amerika«. Toll an diesen Filmen, wie ja auch an der Pate-Trilogie, ist diese Ruhe und Langsamkeit, mit der die Geschichte entwickelt und erzählt wird. Ich hatte »Spiel mir das Lied vom Tod« vor langer Zeit schon mal gesehen und nicht viel erinnert, außer die berühmte Warteszene am Bahnhof, die Galgenszene und die wunderschöne Claudia Cardinale, die auch heute – zehn oder wieviel Jahre später – immer noch ziemlich schön ist. Allerdings hat der Film noch mehr zu bieten, eine gute, spannende Geschichte und noch ein paar sehr, sehr coole Cowboys, allen voran natürlich Charles Bronson. Ach, und natürlich die bemerkenswert blauen Augen von Henry Fonda nicht zu vergessen.

    Nicht großartig, aber gut fand ich Ocean’s Thirteen, den ich am Sonntag mit Scotty geguckt habe. Er ist dem ersten Ocean’s-Film ähnlicher als dem zweiten, wenngleich die Story lange nicht so ausgebufft ist und die Clous nicht mehr den gleichen Überraschungswert haben, wie im ersten Film. Trotzdem gut gemachte Kurzweil.

  • Liebeserklärung

    Komme gerade aus dem Kino, wo ich Full Metal Village gesehen haben, einen ausgesprochen wunderbaren »Heimatfilm«. Vordergründig handelt es sich um eine Art Doku über ein Open Air in Wacken, einem Dorf in der Nähe von Itzehoe. In Wahrheit ist es aber eine Liebeserklärung an Norddeutschland und seine Einwohner, eben am Beispiel Wacken ausgeführt. Das Wunderbare an dem Film ist, dass er es schafft, die einfachsten Menschen wie große Philosophen dastehen zu lassen, ganz besonders Milchbauer Plähn (so hieß er glaube ich) und die beiden alten Damen, denen diese »Metall Musik« nicht ganz geheuer ist, denen aber ein unbeschreibliches Strahlen auf dem Gesicht liegt, wenn sie im Kirchenchor mit brüchiger Stimme Volkslieder singen. Es ist einfach ganz wunderbar, wie dieser Film das Schöne, Gute, Wahre aufdeckt, das in den ganz banalen Betrachtungen und dem ganz banalen Leben ganz normaler Menschen steckt. Unbedingt angucken!

  • Von Natur aus dünn

    Vorhin bin ich mal auf die Seite von Germany’s Next Topmodel gesurft, weil ich gerüchteweise las, dass eine gewisse Hana morgen abend zur Siegerin gekürt werden soll. Ich wollte dann mal sehen, wie diese Hana aussieht. Naja, geht so. Auf jeden Fall kann man sich dann schonmal drauf gefasst machen, dieses Gesicht zukünftig in allen Talkshows zu sehen. Ich verstehe immer nicht, warum Models in TALKshows eingeladen werden und dort ihre außerordentlich langweiligen Gedanken und Lebensgeschichten zum Besten geben dürfen. Die sind doch schließlich zum Angucken da, nicht zum Zuhören, oder? Außerdem versuchen sie immer nur zu sagen, dass sie dank ihrer tollen Freunde und Familie total bodenständig geblieben sind in diesem verrückten Business und dass sie alles essen, worauf sie Lust haben und eben von Natur aus so dünn sind. Ja, und Jan Ullrich hat auch nie gedopt.

    Sehr empfehlenswert in Sachen Schönheitswettbewerb ist allerdings der Film Little Miss Sunshine, der übrigens völlig zu Recht zwei Oscars gewonnen hat und für zwei weitere nominiert war. Großartige Schauspieler, eine witzige Geschichte und ein genialer Clou am Ende mit dem man von massivem Fremdschämen erlöst wird. Mein Lieblingszitat aus dem Film lautet: »High school – those are your prime suffering years. You don’t get better suffering than that.« Wobei so aus dem Zusammenhang ist das eigentlich blöd. Also: Angucken.

  • 12 reicht

    Jetzt habe ich 24 zu Ende geguckt und muss sagen, dass meine anfängliche Begeisterung doch etwas verflogen ist, weil der zweite Teil gegenüber dem ersten erheblich einbüßt. Hochgradig spannend ist es auf jeden Fall, keine Frage. Aber trotzdem wäre es besser, die Serie würde nur 12 heißen. Denn nach 12 Stunden zerfasert die Geschichte, alle drei Folgen kommt ein neuer Bösewicht ins Spiel, um die Spannung zu halten, aber die Überraschungen, die der diabolus ex machina andauernd ins dramaturgische Rennen wirft, laufen sich schnell tot. Vielleicht darf man nicht zu viele Folgen am Stück sehen, denn die Serie ist natürlich nicht wie ein Spielfilm konzipiert. Mag sein. Denn die fünfte Mega-Überraschung innerhalb dreier Folgen entlarvt man einfach sofort als dramaturgischen Kniff ohne eigentliche erzählerische Qualität. Und der Schluss ist einfach blöd.

  • 24

    Wie gesagt habe ich mir neulich die erste Staffel von 24 gekauft. Die Serie hat einen enormen Suchtfaktor. Die erste Folge ging noch etwas plänkelich los, ich war fast schon in Versuchung, doch erstmal lieber die NEON zu lesen. Aber ab ca. 25 Minuten hat es mich echt gepackt und ich habe mir die ersten acht Folgen am Stück reingezogen. So verging die Bahnfahrt fast wie im Fluge. Es ist wirklich gut gemacht, immer wieder neue Wendungen, die man zwar irgendwie kommen sieht und ahnt, die dann aber doch immer noch etwas Überraschendes haben.

    Kiefer Sutherland erinnert mich irgendwie an Johannes B. Kerner, vielleicht weil beide so »normal« rüberkommen. Sutherland aber sympathischerweise ohne dabei gewöhnlich zu wirken. Also prädikat: sehr empfehlenswert, aber es macht eben süchtig.

  • The Departed. Unter Feinden.

    Neulich haben wir uns The Departed auf DVD ausgeliehen. Ein sehr, sehr spannender Film mit sehr guten Schauspielern. Allerdings missfällt es mir immer, wenn bestimmte erzählerische, filmische Mittel zu einer Masche verkommen. Das ist der Grund, warum ich keine Tarantino-Filme mag, zumindest nicht die, für die ihn seine Fans bewundern. Es wird nichts Nennenswertes erzählt, es werden nur die erzählerischen Mittel abgefeiert, bei Tarantino vorzugsweise Gewaltdarstellungen. Zwar ist »The Departed« auch nicht ganz unblutig, aber die Gewalt kommt immer nur kurz und heftig, ist aber erzählerisch gerechtfertigt – kein dramaturgischer Selbstzweck. Bei diesem Film war es allerdings die übervulgäre Sprache, die zuerst sehr amüsant ist, mir nach einer Weile aber gehörig auf den Keks ging.

    Außerdem fand ich, dass die Figuren etwas flach geblieben sind, mal abgesehen von Costigan (gespielt von Leonardo). Das war eigentlich nicht schlimm für den Film, weil die Geschichte einfach sehr spannend war. Aber mit den noch recht frischen Bildern aus der Paten-Trilogie im Kopf fällt der Film als Mafia-Film unterm Strich doch deutlich ab. Denn wo die Patenfilme echte cineastische Kunst sind, ist »The Departed« doch nicht mehr und nicht weniger als gut gemachte Hollywood-Unterhaltung.

    Für die Bahnfahrten habe ich mir jetzt übrigens die erste Staffel von 24 zugelegt. Mal gucken wie das so ist. 6 DVDs sollten auf jeden Fall erstmal eine Weile vorhalten.

  • Ganz großes Kino

    Zugfahrt gestern: Der Pate III. In der Kritik kommt dieser Film ja nicht so gut weg, irgendwo habe ich gelesen, Coppola habe ihn nur gemacht, weil er Geld brauchte. Ich muss aber sagen, dass ich das dem Film nicht angemerkt habe. Ich finde sogar, er ist fast der beste der Reihe, zumindest besser als der mit Oscars überhäufte Teil II. Die Story mit dem Vatikan ist vielleicht nicht so der Knaller, weil ein bisschen spekulativ und an den Haaren herbeigezogen. Toll ist aber, wie hinter all der Skrupellosigkeit die Tragik gezeigt wird, wie die Menschen charakterlich zerbröckeln, vor allem natürlich Michael Corleone; wie ihm die Endgültigkeit und Unentrinnbarkeit seiner Fehler und Entscheidungen langsam bewusst wird. Absolut grandios finde ich den Schlussteil, wo sich diverse Ermordungen der Feinde der Familie mit Einblendungen einer Aufführung von Cavalleria Rusticana abwechseln, während der ein Anschlag auf Michael Corleone ausgeübt werden soll. Das ist wirklich spannend und einfach wahnsinnig virtuos in Szene gesetzt. Bei all dem nicht zu vergessen natürlich die geniale Filmmusik von Nino Rota und Carmine Coppola. (Francis Coppola machte es ja nicht viel anders als die Mafia und brachte seine halbe Familie auf der Gehaltsliste der Paten-Trilogie unter.)

  • Party

    Auf der Fahrt nach Bern habe ich einen Zwischenstopp in Essen gemacht. Scotty ist 30 geworden und halb Essen war da. Nicht nur Essen, die Leute kamen von überall her, Bremen, Bamberg, Berlin, Marburg usw. Also feiern kann er noch, der alte Sack.

    Die Bahnfahrt war ziemlich chaotisch. Verspätung, verpasste Anschlüsse, verpasste Reservierungen. Die schlechte Beratung der Zugbegleiterin fand ich allerdings aufgrund des charmanten holländischen Akzents, in dem sie erteilt wurde, verzeihlich.

    Im Zug habe ich Der Pate II gesehen. Fand ich allerdings nicht ganz so großartig wie den ersten Teil. Vielleicht weil die Grundatmosphäre des Films diesmal keinen Neuigkeitswert mehr hatte. Trotzdem natürlich ein sensationelles Epos. Und was ist Al Pacino für ein unglaublicher Typ! Genial! Robert de Niro dagegen – na ja.