Atrophie statt Kulturinfarkt: Warum wir ein Kulturmanagement des demographischen Wandels brauchen

Zur Zeit wird viel über die Polykrise in der Kultur geschrieben: LongCovid, Publikumsschwund, Machtmissbrauch, Klimakrise, die nur schleppend vorangehende digitale Transformation usw. Trotz der einschüchternden Dimension dieser Krisen ist der Optimismus, sie in den Griff zu bekommen, bemerkenswert unerschütterlich. Beispielhaft ist mir das kürzlich an zwei Debattenbeiträgen zur Wiener Kulturszene Weiterlesen…

Kulturmanagement – Eigene Disziplin oder „BWL für Arme“?

Vor einiger Zeit fragte Hannes Tronsberg auf Twitter, warum es eigentlich Kulturmanagement als eigene Disziplin brauche? Schließlich gebe es – trotz bestimmt bestehender Besonderheiten und Eigenheiten gegenüber anderen Branchen – auch kein Schuh- oder Automanagement. Dass Kulturmanagement als eigene Disziplin und nicht als ein Teilgebiet der BWL oder Management Studies geführt werde, koppele sie von aktuellen Erkenntnissen ab und verlangsame ihren Fortschritt dadurch.

Tatsächlich lassen sich schnell Beispiele finden, die Hannes These erstmal untermauern. Eins meiner Lieblingsthemen in diesem Zusammenhang ist das verkümmerte Verständnis von Marketing, das im Kulturbereich oftmals anzutreffen ist. Da wird ein wirklich sehr gut und umfassend ausgearbeiteter Forschungs- und Wissensstand weitgehend links liegen gelassen, weil man glaubt, er wäre nicht anwendbar auf den Kulturbereich. Tatsächlich liegt das Problem aber vor allem darin, dass man im Kulturmanagement bis heute von einem Marketingverständnis aus der Gründungszeit der Disziplin Kulturmanagement ausgeht. Vor 30-40 Jahren basierte Marketing noch stark auf einer goods-dominated Logic (GDL), Marketing war vor allem Industrieproduktemarketing, bei dem bestimmte Produkte auf einen Bedarf am Markt hin entwickelt, hergestellt und vertrieben wurden. (mehr …)

Diversität

Identitätspolitisch inspiriertes Kulturmanagement ist gerade hoch im Kurs. Das VAN Magazin berichtete kürzlich über eine Anti-Rassismus-Klausel für Theaterverträge. Diese Klausel soll es Künstlern ermöglichen, aus ihren Verträgen auszusteigen, wenn sie Opfer rassistischer Äußerungen und Handlungen werden (oder der Ansicht sind, dass sie es geworden sind) und die Theaterleitung nicht mit Awareness-Workshops darauf reagiert. Die Staatsoper Hannover, das Thalia-Theater und das Theater Bielefeld haben kürzlich Stellen für «Agent*innen für Diversität» ausgeschrieben. Viele Museen haben solche «Agent*innen» bereits. Laut Ausschreibung sollen diese Agenten zwar nach NV Bühne angestellt, aber in Anlehnung an TVÖD 13 bezahlt werden, womit sie zu den bestbezahlten Mitarbeitern in den Theatern gehören dürften. Man kann daraus ableiten, welchen Stellenwert dem Diversitätsmanagement zugemessen wird. Diversität war auch ein Leitthema der Jahrestagung des Fachverbands (kulturmanagement.net hat einen guten Rückblick auf die Tagung), und beim Kulturpolitischen Kolloquium in Loccum war es immer wieder Thema. Auch bei neuen Intendanzen wird der Fokus auf Diversität ins Feld geführt, zumindest solange die künstlerischen Pläne noch nicht spruchreif sind. (mehr …)

Mit Enthusiasmus und Selbstironie gegen die Klassik-Filterblase

Steven Walter hat im Blog des Podium Festivals gerade ein paar interessante Gedanken zur Selbstbezogenheit der Klassikszene aufgeschrieben. Das Problem der sog. Filterblasen (eigentlich ein neues Wort für «Elfenbeinturm»), in denen man sich permanent seiner eigenen Meinung versichert, ist natürlich in allen gesellschaftlichen Bereichen anzutreffen. Insbesondere der Politik, wo Meinungen, die mit der eigenen nicht kompatibel sind, solange es geht ausgeblendet oder – falls das nicht mehr möglich ist – skandalisiert werden. Wer eine typische Karriere in der Welt der klassischen Musik durchläuft, lernt nicht nur ein Instrument zu spielen, sondern bekommt auch ein bestimmtes «Mindset» mit auf den Weg. (mehr …)

Geht Marketing mit Instagram?

Eine meiner Lieblingsdiskussionen im Bereich Social Media dreht sich um die Frage, ob und wenn ja wie man mit Instagram eigentlich Marketing machen kann. Einmal bekam ich die Antwort: «Naja, professionell halt». Ansonsten wird gern ins Feld geführt, dass die Wachstumsraten so groß wie bei keinem anderen Social Network sind (2015 waren es 20% Wachstum in den USA), es nirgends sonst so viel Interaktion gibt, Bilder halt emotional sind und schnell erfasst werden, Facebook nur noch was für Leute ab Mitte 30 ist usw. Meine Gegenthese ist dann immer, dass das zwar alles stimmt, aber noch nichts mit Marketing zu tun hat. Auch eine Website, die explizit absatzwirtschaft.de heißt, bleibt da mit ihren 5 Tipps für erfolgreiches Marketing auf Instagram sehr an der Oberfläche:

Instagram ist der neue Renner unter den sozialen Medien und wird immer wichtiger für Marken und Unternehmen.

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