Christian Holst

Kulturmanagement :: Kulturmarketing :: Digitale Transformation


Schlagwort: Oper

  • Oper Frankfurt: Gleiche Leistung bei weniger Kosten

    Die Neue Musikzeitung berichtet:

    Nach der Ankündigung der Stadt Frankfurt, die Kulturausgaben zu reduzieren, hat sich Opernintendant Bernd Loebe kämpferisch gezeigt. Sein Haus werde auch weiterhin das gewohnt hohe Niveau halten, versprach er am Mittwoch in Frankfurt.

    … und gibt damit der Entscheidung der Stadt Frankfurt recht. Wenn das gleiche Niveau auch für 1,1 Mio. Euro weniger zu haben ist, dann ist das Geld anderswo besser angelegt.

  • Wagner oder Verdi? Wagner!

    Zum Start ins Verdi- und Wagner-Jubiläumsjahr fragte die ZEIT zehn Opernintendanten, wen der beiden sie für den größeren Komponisten hielten. Das Ergebnis ist nicht überraschend, wenngleich doch interessant. Acht der zehn hielten es für am diplomatischsten, beiden die gleiche Größe und Bedeutung beizumessen und liessen allenfalls noch ihre private Vorliebe durchblicken.

    Zwei Intendanten allerdings schlugen sich eindeutig auf Seiten Verdis. Sie finden seine Opern kürzer, humaner, ehrlicher, konstruktiver. Peter de Caluwe kommt sogar zu der Einschätzung, bei Verdi handele es sich um «Geschichten aus dem Leben». Als hätten die etwas in der Oper verloren. Interessanterweise sind es aber nicht die Vorzüge und Qualitäten Verdis, die sie zu dieser Einschätzung bringen: Adjektive wie «kürzer» oder «konstruktiver» sind nicht gerade erste Wahl für eine ernst gemeinte Lobeshymne. Es ist vielmehr das Missbehagen an Wagner. Das merkt man daran, dass gegen ihn verbal richtig aufgerüstet wird und es dröhnt und donnert wie bei Wagner selbst nur selten: da ist von geistiger und handwerklicher Onanie die Rede, von narzisstischem Gewaber, von Berechnung, von Leitmotiven, die uns indoktrinieren und vergewaltigen. Adornos Wagner-Kritik für BILD-Leser. (mehr …)

  • Oper rechnet sich

    Weil Theater und Musik nicht einfach nur schön sein sollen, wenn sie viel kosten, werden seit einiger Zeit so genannte Umwegrentabilitäten errechnet, die aufzeigen sollen, dass es sich bei der öffentlichen Finanzierung von Theatern um lohnende Investitionen in den jeweiligen Standort handelt. Laut einer aktuellen Studie bringt die Wiener Staatsoper dem Staat eine Rendite von satten 11%: 51,5 Mio. EUR steckte die öffentliche Hand in die Oper, 57,4 Mio. flossen an sie zurück. Der gesamte Wertschöpfungseffekt belief sich sogar auf 138,3 Mio. EUR. Solche Zahlen können der Oper natürlich nur recht sein. Trotzdem wäre interessant zu wissen, wie man diese Zusammenhänge aufgedröselt haben will.

    Und wenn schon solche Berechnungen angestellt werden, dann sollte der Intendant der Wiener Staatsoper meines Erachtens für sein Haus konsequenterweise eine Erfolgsbeteiligung in Höhe von mindestens 50% der Rendite einfordern. Nicht als persönlichen Bonus, sondern als thesaurierten Gewinn zur Reinvestition. Wann bekommt man die Argumentation für eine Etaterhöhung denn sonst schon einmal so schön auf dem Silbertablett präsentiert?

  • Kunst vereinnahmt Kommerz

    Vor kurzem wurde im Kulturmanagement-Blog über die Vereinbarkeit von Kunst und Kommerz debattiert. Im Grunde war man sich schnell einig, dass beide einander nicht grundsätzlich ausschließen, aber sichergestellt sein sollte, dass der Kommerz die Kunst nicht vereinnahmen können sollte. Aber was im umgekehrten Fall, wenn sich die Kunst der Gallionsfiguren kulturindustriellen Kommerzes bemächtigt? Diese Frage folgt dem Prinzip »Mann beißt Hund«, aber sie wird sich in der Saison 2009/10 an der New York City Opera stellen, wenn Philip Glass‘ Oper »The Perfect American« über Walt Disney Uraufführung hat. Adorno kann froh sein, dass er diesen Tag nicht miterleben muss und die Schlümpfe ihre Arbeit gemacht haben.

  • Oper für alle?

    Was sollen eigentlich immer diese Slogans a la Oper für alle (oder s. auch hier und hier)? Klingt irgendwie politisch korrekt, wenn Steuergelder auf diese Weise allen zu gute kommen sollen. Genausogut kann man es aber als Zeichen für Nachholbedarf in Sachen Marketing verstehen, denn diese Aussage zeugt weder von Marken- oder zumindest Selbstbewusstsein noch von einer sauberen Zielgruppendefinition. Im übrigen würde ich mich nicht mit Sprüchen überzeugen lassen, die mir indirekt unterstellen, gemeiner Pöbel zu sein, der sich Oper normalerweise nicht leisten kann und will, der aber herzlich willkommen ist wenn es darum geht, ein paar Prozentpunkte in der Auslastungsstatistik gutzumachen.

  • Unternehmensberater-Oper

    Vermutlich hat keiner Schwierigkeiten, sich eine rundum gut gemachte, humorvolle aber nicht oberflächliche TV-Serie über das Leben und Leiden von Unternehmensberatern vorzustellen. Schließlich gibt es zahlreiche gute Anwaltsserien wie »Boston Legal«, »Damages« oder selbst noch »Unschuldig«. Da ist der Unternehmensberater nicht weit entfernt. Aber eine Oper über Unternehmensberater? Das klingt doch eher nach einem dummen Scherz. Gibt’s aber echt. Von einem Komponisten, der auch schon eine Aids-Oper und eine Illegale-Einwanderer-Oper geschrieben hat.

    Arnecke meint, neue Kompositionen müssten sich mit unserer Wirklichkeit befassen. Und glaubt wohl, es gehe allein um den Inhalt und da sei letztlich egal, über welches Medium der sich mitteile. Als Nietzsche eine Frühform der Schreibmaschine ausprobierte, sagte er: »Unser Schreibzeug arbeitet mit an unseren Gedanken« – das heißt, der Inhalt formuliert sich nicht unabhängig von seinem Träger. Und eine Oper über Unternehmensberater kommt mir da vor wie eine Bedienungsanleitung für einen DVD-Player, die in Keilschrift verfasst ist.

  • Drei Orangen

    Endlich bin ich jetzt mal dazu gekommen, die Aufnahme von »L’Amour des trois Oranges« zu hören, die schon seit langer Zeit in meinem Besitz ist, die ich aber irgendwie nie die Lust zu hören hatte. Das hing wahrscheinlich mit der Erinnerung an eine anstrengende Aufführung dieser Oper in der Komischen Oper Berlin statt. Diese Aufführung war so anstrengend, dass ich kurzerhand eingeschlafen bin. Aber das hatte weniger mit der Qualität der Darbietung zu tun als mit meiner Verfassung an jenem Tag. Trotzdem ist mir der gesamte Abend nicht in besonders guter Erinnerung.

    Jetzt hat mir die Musik beim Hören allerdings wirklich gut gefallen. Sie ist gewitzt, schnell und mitunter auch abgedreht und erinnert daher etwas an »Die Nase« oder andere, leichtere Musik von Schostakowitsch. Auch die Geschichte ist bei Prokofiew ähnlich absurd wie in »Die Nase«. Insgesamt jedoch alles sehr viel zahmer, was mir aber nur recht ist.