Männerschwerpunkt beim Lucerne Festival 2017

Vor kurzem schrieb ich über den viel gelobten diesjährigen Frauenschwerpunkt des Lucerne Festivals. Allem Anschein nach folgt 2017 nun im Sinne der Gleichbehandlung ein Männerschwerpunkt. Am Oster- und am Sommerfestival des nächsten Jahres tritt jeweils nur eine Dirigentin auf. Bei den Komponisten war man sogar noch etwas konsequenter: Komponistinnen kommen Weiterlesen…

Sinfon-O-Mat

Als eine «Sensation im Bereich der künstlichen Intelligenz» preist das VAN-Magazin seinen Sinfon-O-Mat an. Man muss einfach ein paar Fragen beantworten und der Apparat – angeblich entwickelt von Hirnforschern und Programmierern – spuckt einem aus, welche von abertausenden Sinfonien einem wie auf den Leib komponiert wurde. Bei mir kam Franz Weiterlesen…

Tablets statt Notenständer

Norman Lebrecht berichtet, wie Tablets die klassischen Papiernoten ersetzen. Ist vielleicht praktisch, wenn nicht mehr alle Striche, Notizen und Korrekturen von Hand eingetragen werden müssen, sondern mit einer Änderung für alle Musiker einer Gruppe verfügbar sind. Umblättern geht per Pedal, ohne Geraschel und ohne Hektik. Und wenn sich die Tablets Weiterlesen…

Was Kunst ist, entscheidet das Gericht

Nachdem Jonathan Meese bei einem öffentlichen Interview “Muskelbewegungen” ausführte, die für andere wie ein Hitlergruß aussahen, musste sich jetzt ein Gericht mit der Frage beschäftigen, ob ein Hitlergruß Kunst sein kann. Mit seiner schalen Provokation hat Meese im ersten Schritt Nazi-Symbolen zu unverdienter Öffentlichkeit verholfen: In den Feuilletons ist das Weiterlesen…

Wagner oder Verdi? Wagner!

Zum Start ins Verdi- und Wagner-Jubiläumsjahr fragte die ZEIT zehn Opernintendanten, wen der beiden sie für den größeren Komponisten hielten. Das Ergebnis ist nicht überraschend, wenngleich doch interessant. Acht der zehn hielten es für am diplomatischsten, beiden die gleiche Größe und Bedeutung beizumessen und liessen allenfalls noch ihre private Vorliebe durchblicken.

Zwei Intendanten allerdings schlugen sich eindeutig auf Seiten Verdis. Sie finden seine Opern kürzer, humaner, ehrlicher, konstruktiver. Peter de Caluwe kommt sogar zu der Einschätzung, bei Verdi handele es sich um «Geschichten aus dem Leben». Als hätten die etwas in der Oper verloren. Interessanterweise sind es aber nicht die Vorzüge und Qualitäten Verdis, die sie zu dieser Einschätzung bringen: Adjektive wie «kürzer» oder «konstruktiver» sind nicht gerade erste Wahl für eine ernst gemeinte Lobeshymne. Es ist vielmehr das Missbehagen an Wagner. Das merkt man daran, dass gegen ihn verbal richtig aufgerüstet wird und es dröhnt und donnert wie bei Wagner selbst nur selten: da ist von geistiger und handwerklicher Onanie die Rede, von narzisstischem Gewaber, von Berechnung, von Leitmotiven, die uns indoktrinieren und vergewaltigen. Adornos Wagner-Kritik für BILD-Leser. (mehr …)

Toi toi toi – Aberglaube im Dienst der Aufklärung

Eins meiner Lieblingsthemen in diesem Blog ist ja der Widerspruch des Theaters, einerseits aufklärerisches Forum und Demokratieschule sein zu wollen und andererseits wie keine andere Institution alten, vordemokratischen Strukturen zu huldigen und anachronistische Medientechnologie zu verwenden. In diesen Widerspruch passt auch der ausufernde Aberglaube, der bis heute am Theater kultiviert wird und so gar nicht zu dem aufgeklärten Anspruch passen will. Da wird zum Beispiel das abergläubische Ritual betrieben, sich vor einer Premiere drei Mal über die linke Schulter zu spucken oder «Toi toi toi!» zu rufen, um den Neid böser Geister zu bannen bzw. den Teufel fern zu halten. Für einen Ahnungslosen ein Minenfeld. Denn man muss wissen, dass man auf solchen Wunsch weder mit einem Danke antworten noch sich in der Schulter irren darf, wenn man das Unheil nicht geradewegs heraufbeschwören möchte. Aber von welcher Perspektive aus ist links eigentlich gemeint? Aus Sicht des Spuckers oder des Bespuckten? (mehr …)

Die Elbe als Opernbühne

Ja, es kann passieren, dass ein Opernabend mal «unterirdisch» ist. Und vielen Opernhäusern steht das sinnbildliche Wasser «bis hier» was die Finanzen angeht. Aber wie soll man das jetzt nennen? In Dresden hatte gestern eine Unterwasseroper mit dem Titel «AquAria_PALAOA – Das Alter der Welt II» Premiere. Zu erfahren ist, Weiterlesen…

Kulturinfarkt und Elbphilharmonie

Heute morgen lag das kürzlich erschienene Sonderheft der Kulturpolitischen Gesellschaft zum Thema „Kulturinfarkt“ in meinem Briefkasten. Das Titelbild zeigt die Elbphilharmonie-Baustelle. Kein Artikel zum Kulturinfarkt, der nicht mit der Elbphilharmonie-Baustelle bebildert wäre. Das war auch schon bei den Rezensionen und Reaktionen zum Kulturinfarkt-Buch so. Ohne dass der Bau direkt etwas mit der Debatte zu tun hat, wird er dadurch zum Sinnbild des angeblich kurz bevorstehenden Kulturinfarkts. Ist das nicht irgendwie ungerecht? Soweit ich das aus der Ferne mitbekomme, ist das Problem an der Elbphilharmonie ja gar nicht, dass sie gebaut wird, sondern die Kosten, zu denen sie jetzt gebaut werden muss. Wenn man erstmal angefangen hat, kann man keinen Rückzieher mehr machen. Es ist zwar eine Unterstellung, aber nicht völlig abwegig, dass der Bauunternehmer sich diesen Umstand zunutze gemacht hat.
Aber noch mal zum Kulturinfarkt: Aus der Hamburger Musikszene habe ich vernommen, dass das Projekt Elbphilharmonie eigentlich eher eine Frischzellenkur für das Hamburger Musikleben sei. Denn mit der Entscheidung, die Philharmonie zu bauen, sei auch klar geworden, dass Hamburg sich als Musikstadt klar verbessern müsse. (mehr …)

Ästhetik und Fußball

Dass Finanzprodukte anhand von ästhetischen Kriterien bewertet werden, wurde bereits vor längerem einmal in der ZEIT konstatiert. Aktien «performen» mehr oder weniger gut und haben – wenn es richtig gut läuft – «Fantasie»; nicht wenige ehemalige «Börsenstars» hoffen auf ein «Comeback», jetzt nach der Krise. Auch Kreditbedarf würde nicht mehr Weiterlesen…