Christian Holst

Kulturmanagement :: Digitale Transformation :: Künstliche Intelligenz


Blog

  • Happy Birthday to me

    Heute hat dieses Blog einjährigen Geburtstag. Happy Birthday to me! Bescheiden formuliert, aber mit recht großspurigem Unterton habe ich im allerersten Eintrag gesagt, dies sei mein kleiner Beitrag dazu, dass es wieder aufwärts gehe mit Deutschland. Und geht es Deutschland nicht wirklich besser? Der Aufschwung ist da, die Wirtschaft brummt, die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie lange nicht! Aber keine Sorge, ich betrachte meine Arbeit damit nicht als getan. Denn jetzt gilt es, den Aufschwung zu konsolidieren und die »Blogdividende« nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Aber toll, was so ein Blog bewirken kann!

    Im ersten Jahr gab es übrigens 145 Einträge, statistisch gesehen heißt das alle 2,52 Tage einen. Außerdem 97 Kommentare. Das, liebe Freunde, ist noch ausbaufähig!

  • Blühende Landschaften

    Am vergangenen Samstag war ich in Leipzig, einer Stadt, die eigentlich so eine Art Weltkulturhauptstadt ist. Wagner wurde dort geboren, Leibniz und Liebknecht auch; Bach hat dort gewirkt und ist dort gestorben, ebenso Mendelssohn. Goethe und Nietzsche haben dort studiert und Heisenberg hatte hier seine erste Professur (Berufung im zarten Alter von 26!). Außerdem hat Leipzig das älteste Orchester der Welt und zugleich eins der besten.

    Anmerken tut man das der Stadt zumindest auf den ersten Blick aber nicht. Durch die vielen Kaufhäuser und Karstadts etc. sehen ja alle deutsche Großstädte mittlerweile gleich aus. Leipzig sieht insofern sozusagen noch gleicher aus, weil es hier extrem viele Kaufhäuser gibt. So schien es mir zumindest. Um Leipzig herum muss es die berühmten »blühenden Landschaften« tatsächlich geben, denn irgendjemand muss da ja auch einkaufen.

  • Die Sopranos, Staffel 1

    Vor kurzem habe ich mir die erste Staffel der Sopranos auf DVD besorgt. Mittlerweile habe ich alle Episoden gesehen und bin irgendwie ganz unschlüssig, wie ich es fand. Denn eine richtige Sogwirkung wie andere gute Serien entfaltet diese nicht. Trotzdem will man immer wissen, wie es weitergeht und es ist eine sehr gut gemachte Serie. Anders als in anderen Mafia-Filmen (z.B. im Paten, der ja mal als Werbefilm für die Mafia bezeichnet wurde), kann man hier wenig Sympathie für das Milieu und die Figuren aufbringen, insbesondere für Hauptfigur Tony Soprano – genial gespielt von James Gandolfini. Er ist einerseits ein bauernschlauer, cholerischer Idiot, hat allerdings immer auch mal wieder nette Momente. Das macht es auf der einen Seite sehr glaubwürdig und echt und verleiht dem ganzen einen sozusagen dokumentarischen Anstrich, auf der anderen Seite fesselt die Geschichte nicht so sehr. Was mich ein bisschen gestört hat war auch, dass viele Handlungsstränge nur in einzelnen Episoden verfolgt werden und dann wieder völlig aus dem Blick geraten. Damit wird aus meiner Sicht manche dramaturgische Pointe verschenkt. Zum Beispiel als Tony, um seinen Nachbarn zu verarschen, ihm ein kleines Päckchen zur vorübergehenden Aufbewahrung anvertraut. Da hätte mich einfach die Auflösung dieses Gags interessiert. Oder wie die Auseinandersetzung zwischen dem jüdischen und dem schwarzen Musikproduzent letztlich ausgeht, um die es in einer Folge geht. Vielleicht ist es eine etwas andere, losere Form des Cliffhanger-Prinzips, denn mitunter werden Handlungsstränge erst Folgen später wieder aufgenommen, wie z.B. die Freundschaft zwischen Tonys Frau und dem Pater. Da muss ich wohl auch die zweite Staffel kaufen, die es allerdings nicht im Sonderangebot gibt. Schlau, schlau.

  • Mit oder mit ohne Kruste

    Gerade habe ich mir die Verfilmung von Herrn Lehmann auf DVD angesehen. Das Buch hatte mir ganz gut gefallen, aber dem Film merkt man leider an, dass er von einem Theatermann gemacht wurde, nämlich von Leander Haußmann. Die leicht absurde Banalität der Geschichte, die im Buch subtil, ironisch und genau beobachtet ist, wird hier bedeutungsschwanger und mit großer Geste ausgespielt: »Schweinebraten mit Kruste oder mit ohne Kruste? Das ist hier die Frage!« Und zwar eine ganz existenzielle. Es fehlt das Subtile, das Lockere, das Spöttische, das das Buch ausgemacht hat - all das, was »zwischen den Zeilen« steht, wie es so schön heißt. Aber ohne das ist »Herr Lehmann« nichts weiter als eine etwas zusammenhangslose, ziemlich langweilige Geschichte über einen Typen, der sein Leben nicht so recht auf die Reihe bekommt.

  • Schramm im Abo

    Das ZDF stellt neuerdings einige wenige Sendungen als Videocast ins Netz. Das ist sehr löblich, vor allem bei »Neues aus der Anstalt«. Bei Sendungen, die nur monatlich kommen, vergesse ich immer den Sendetermin, insofern kommt mir das sehr entgegen, sie einfach per Feed zu abonnieren. Und »Neues aus der Anstalt« ist wirklich gut, vor allem wegen dem bitterbösen Georg Schramm (ehemals Scheibenwischer) und wegen Priols Schröder-Imitationen – ich sach nur: »Basta!«. Der Feed ist auf der ZDF-Seite offenbar gut versteckt. Gefunden habe ich ihn auf Schlaflos in München.

  • Bremen kennen lernen – op platt

    Gestern haben wir eine Führung »dörch dat Viddel« gemacht – und zwar »op platt«. So habe ich dann nach immerhin anderthalb Jahren auch mal etwas über Bremen erfahren, was jenseits meiner ausgetretenen Pfade liegt. Zum Beispiel, warum die typischen Bremer Häuser ohne Zwischenraum aneinandergebaut wurden. Das hat damit zu tun, dass die Stadtherren die Befürchtung hatten, schmale, dunkle Durchgänge zwischen den Häusern böten hervorragende Bedingungen für Kriminalität. Um diese zu verhindern mussten die Häuser direkt aneinander gebaut werden. Viel gebracht hat es jedoch nicht. Bremen liegt in der Rangliste der kriminellsten deutschen Städte auf Platz 3.

  • Öffentliche Entnazifizierung, die 94.

    Bei Selbst und ständig stieß ich auf die medienwirksam erteilte Reservierungsabsage eines Dresdner Hotels an zwei Sächsische NPD-Landtagsabgeordnete. Welchen Gästen das Hotel das Gastrecht gewährt und welchen nicht, ist sicher deren Sache. Diese Absage derart zu inszenieren und an die große Glocke zu hängen, finde ich allerdings eine recht fragwürdige Form der PR und nicht unbedingt schulterklopfenswert. Aber öffentliche Entnazifizierungsmaßnahmen scheinen gerade ein sehr wohlfeiles Mittel zu sein, um mediale Aufmerksamkeit zu erlangen. Nichtsdestotrotz: Gefallen hat mir die Idee, alle evtl. Umsätze der NPD-Abgeordneten der Dresdner Synagoge zu spenden. Das ist eine intelligente Art mit dem Problem umzugehen, denn ein Abgeordneter einer freiheitlichen Gesellschaft kann mit solch einer Spende natürlich kein Problem haben. So bekommt man diese Leute doch viel besser zu fassen, als mit selbstgerechter Empörung über deren Standpunkte.

  • Außerirdische bei Maischberger

    Neulich habe ich mich hier über die fragwürdige Gästeauswahl in einer Maischberger-Sendung ausgelassen. Was soll man dann aber zu einer offenbar psychisch kranken Nina Hagen in einer Sendung über Außerirdische sagen? Eine echte Beleidigung gegen die seriösen Diskussionsteilnehmer, von denen einer konsequenterweise die Sendung verließ. Abgrundtief peinlich für Maischberger und sicher ein Anlass, die populistische Frage zu stellen, warum man eigentlich Gebühren für sowas bezahlen muss.

  • Gehversuch im Web 2.0

    Auf connectedmarketing fand ich den Hinweis auf die sog. Whirlpods des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin. So langsam kommen die Möglichkeiten des Web 2.0 offenbar auch bei den »klassischen« Kultureinrichtungen an. Die Filme sind gut gemacht und Ingo Metzmacher ist auch einfach ein sympathischer Typ. Allerdings hat Martin Oetting recht, wenn er bemängelt, dass die Clips nicht eingebunden werden können. Man kann nicht mal den Link direkt an einen Freund senden. Auch Abonnierbarkeit wäre wünschenswert – zumindest wenn weitere Clips folgen, wonach es aber aussieht.

  • Braver Hamlet

    In der aktuellen Neon gibt es ein Interview mit jungen Theatermachern. Unter anderem wird dort der Trend angesprochen, dass junge Leute offenbar lieber brav inszenierte Klassiker als deren ausgeflippte Neu- und Umdeutungen sehen: »Vielleicht wollen die Leute gar nicht wissen, was Hamlet einem heute zu sagen hat. Vielleicht wollen sie Hamlet einfach nur mal sehen.« Die Schlussfolgerung zu dieser Aussage ist, dass den Leuten die Inszenierungen wohl häufig wurscht seien. Ich glaube allerdings, es sind weniger die Inszenierungen – ob brav oder ausgeflippt, Hamlet wird so oder so inszeniert – es sind die Regisseure und deren Ideen, die vielen Leuten egal sind.

    In Bezug auf die Konkurrenzsituation Kino – Theater heißt es: »Das Live-Erlebnis ist aber wieder im Kommen, weil es unmittelbarer ist.« Dass das Theater unmittelbar sein soll, halte ich allerdings für ein großes Missverständnis, wo man hier doch die »Mittelbarkeit« des Apparates, der Aufführung, der Interpretation, der Wirkung an allen Enden und Ecken bemerkt und sie nicht selten in Theaterstücken reflektiert wird. Es ist vielleicht ehrlicher, authentischer, weil echte Menschen zu sehen sind und nicht deren Projektionen, aber es ist kaum je unmittelbar. Was das angeht, tun sich Theater und Kino nicht viel, das Kino ist nur wesentlich besser darin, seine »Mittelbarkeit« zu verstecken.