Gerade bin ich ganz zufällig auf den Blog Glückshaus gestoßen und dort wiederum auf einen Beitrag, dass man bei 1und1 jetzt ein komplettes Kommunikationspaket bekommt ohne weiter den Anschluss der Telekom zu benötigen, inkl. Flatrates für DSL, Festnetz, Handy usw. Das ist natürlich genial. Cool ist auch die Auslandsoption, die 5 Euro im Monat kostet und mit der man dann für 1 Ct./Min. z.B. in die Schweiz telefonieren kann. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Anrufe in das Schweizer Handynetz kosten 30 Ct./Min. Das ist scheiße, denn Billigvorwahlen werden bei 1und1 wohl nicht gehen, wären aber deutlich günstiger. Muss ich nochmal überlegen.
Kategorie: Schweiz
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EM als Chance
Auf Blogwiese ging es gerade um die Frage, wie man eine Modelleisenbahnlandschaft (für das Miniatur-Wunderland in Hamburg) typisch schweizerisch gestalten könnte. Dabei fände ich die umgekehrte Frage viel interessanter, nämlich wie man die Schweiz weniger wie eine betuliche Modelleisenbahnlandschaft aussehen lassen könnte. Gut, über das eine können sich die Hamburger oder Deutschen Gedanken machen, das andere ist eigentlich Sache der Schweizer selbst. Die freuen sich allerdings momentan eher darüber, dass sie Bond sind. Und natürlich über die EM. Die Berner Innenstadt um den Bahnhof wird zur Zeit komplett auf den Kopf gestellt, da fährt keine Straßenbahn mehr, weil alles aufgerissen ist und neu gemacht wird, Autos auch nicht und als Fußgänger muss man ewige Umwege laufen. Zumindest dürfte die EM geeignet sein, den Modelleisenbahncharakter der Schweiz wenigstens vorübergehend außer Kraft zu setzen. Denn dass bierselige Fußballfans sich um Schweizer Ordnungssinn und Sauberkeit scheren, bezweifele ich. Vielleicht entdecken die Schweizer durch die EM ja ihre ausgelassene, »emotionale« Seite, so wie die Deutschen bei der WM 06?!
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Helvetisiert
Heute in der Mittagspause habe ich mich volle Kanne blamiert, als ich beim »grillieren« auf dem Balkon fragte, wer noch »Puleh« (Poulet=Hühnchen) haben möchte. Korrekt schwyzerdütsch heißt es nämlich »Pulä« mit kurzem Ä. Naja, war etwas peinlich, weil ich damit ein haltloses Kichern auslöste, aber andererseits auch ein ganz beruhigender Hinweis darauf, dass sich meine schleichende Helvetisierung hoffentlich noch im Anfangsstadium befindet. In letzter Zeit passierten nämlich schon unheimliche Dinge mit mir. Neulich sagte ich am Telefon, wir müssten erst noch den »Entscheid« abwarten und dachte im gleichen Moment: »Was rede ich da?« Irgendwann anders merkte ich erst am ratlosen Blick meines hochdeutschen Gegenübers, dass »Imprimate« wirklich ein komisches Wort für Drucksachen ist.
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Halsabschneider auf schweizerisch
Anstelle des Wortes »Halsabschneider« sagen Schweizer auch »Apotheker«. Seit neulich weiß ich warum. Ich wollte Augentropfen kaufen, die in Deutschland ca. 4 Euro kosten. In der Schweiz sind es schlappe 27,60 Franken. Obwohl der Euro gerade sehr stark ist, ist das trotzdem noch das Vierfache des deutschen Preises!
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Knut in Bern
Die Berner Lokalzeitung »Berner Bär« hat sich in der Ausgabe vom 29. März bereits einen vorzeitigen Aprilscherz erlaubt. Titelgeschichte am Donnerstag war nämlich, dass Eisbär Knut aus Berlin zu Besuch kommt, um den trostlosen, aber berühmten Berner Bärengraben zu begutachten. Anlässlich des Besuchs entbrannte im Gemeinderat angeblich ein hitziger Streit, wer Knut denn nun als erstes streicheln dürfe:
»Stapi Alex Tschäppät, stadtbekannter Hundeführer und Drachentöter, beharrte auf dem in der Stadtverfassung von 1191 garantierten präsidialen Erstpräsentationsrecht. Barbara Hayoz hingegen, als Golfspielerin ein Naturmensch par exellence, wollte nicht von dem anno 65 n. Chr. verbrieften Direktions-Bär-Vorpräsentationsrecht lassen.«
Das kann ja nicht deren Ernst sein. Allerdings: Bei den Schweizer kann man da nicht ganz sicher sein.
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Wink mit dem Lattenzaun
Um hier die Reihe meiner Opernkommentare fortzusetzen, ein kleiner Bericht aus dem Berner Stadttheater, wo ich vorgestern Le Nozze di Figaro sah. Die Vorstellung begann damit, dass kreischende Choristinnen Flugblätter aus den Rängen ins Parkett warfen, auf denen die Abschaffung des Rechts der ersten Nacht gefordert wurde. Aus dieser Forderung ergeben sich nämlich die zahlreichen Konflikte und Intrigen der Oper. (Eine Tatsache übrigens, die eine plausible Aktualisierung der Handlung praktisch unmöglich macht.) Um dies noch einmal zu verdeutlichen, blickte man während der Ouvertüre auf die Projektion eines entblößten, jungfräulichen Schoßes. Das war aber auch schon die einzige originelle Idee des Abends, die immerhin noch bis zur Pause im Bühnenbild präsent blieb. Dies bestand nämlich aus zwei Seitenwänden, die nach hinten auf einen gemeinsamen Fluchtpunkt zuliefen. Vor diesem befand sich ein schmaler Durchgang, auf den sich alles Rein-raus konzentierte. Dr. Freud winkt mit dem Lattenzaun.
Ansonsten erschöpfte sich die Regie in gepflegtem Rampenstehtheater. Anstatt den überschäumenden Witz der Musik auch szenisch umzusetzen, nahm der Regisseur (Stephan Müller) nur die Gags mit, die auch wirklich nicht zu verfehlen sind und platzierte den ein oder anderen unmotivierten Einfall. Z.B. ließ er Figaros Arie im vierten Akt vor geschlossenem Vorhang und bei erleuchtetem Saal spielen. Die Sänger waren durch die Bank sehr gut, da gab es gar nichts zu mäkeln, und verfügten allesamt auch über die für diese Oper unabdingbare optische Attraktivität.
Fazit: Also, weh getan hat’s nicht, aber eine gute Figaro-Inszenierung sieht definitiv ganz anders aus.
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Des Kaisers neue Kleider
Im Schweizer Fernsehen gibt es seit einiger Zeit eine Werbung mit folgender Botschaft: »Verarsch deine Eltern und deine Lehrer. Besorg dir jetzt den unhörbaren Klingelton für’s Handy.« Wirklich! Kein Scherz. Natürlich sind die Werbeleute nicht ganz so dermaßen blöd, wie man jetzt auf den allerersten Blick denken muss. Sie scheinen geahnt zu haben, dass selbst Jugendliche, wenngleich vielleicht leichter manipulierbar, nicht so blöd sind, sich einen wirklich unhörbaren Klingelton zuzulegen. Zwar sind die Schweizer Jugendlichen konsumistisch total übersättigt und daher wahrscheinlich für solche Angebote anfälliger als andere Jugendliche. Aber einen gewissen Clou braucht es dann doch. Der besteht darin, dass dieser Klingelton in einem Frequenzbereich liegt, den Jugendliche noch, Erwachsene aber nicht mehr hören können, nämlich 17.000 Hz. Jaja. Mal abgesehen von meinem Zweifel, ob ein normaler Handylautsprecher überhaupt bis 17 Khz reicht und der Frage, ob der Vibrationsalarm nicht exakt die gleiche Funktion sehr viel zuverlässiger und sicherer erfüllt, ist diese Sache sicher ihre 3 Franken wert. Zumindest für diejenigen, denen es gegeben ist, sich im Frequenzbereich zwischen 17 und 18 Khz unhörbar zu unterhalten. – Die spinnen, die Schweizer!
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Winterwonderland
Gestern habe ich mit John einen Ausflug ins Berner Oberland gemacht und mich von den majestätisch in der Sonne liegenden Bergen beeindrucken lassen. Sie haben es wirklich leicht, muss man sagen: Es ist ein tolles Panorama, das sich auf dem gut einstündigen Fußweg von Grütschalp nach Mürren vor einem ausbreitet. Während man auf dem Plateau durchs sanft geschwungene Winterwonderland stapft, protzen im Hintergrund Eiger, Mönch und Jungfrau um die Wette.
Auf der Kleinen Scheidegg, auf die wir im Anschluss hochgefahren sind, steht man unmittelbar vor der Eigernordwand, deren Erstbesteigung übrigens erst im 9. Versuch geglückt ist. Die ersten 8 Versuche endeten tödlich. Ansonsten gilt es auf der Kleinen Scheidegg vor allem aufzupassen, dass einen die Skifahrer, die das Lauberhorn hinuntergedüst kommen, nicht umnageln, denn Fußgänger sind hier eigentlich nicht vorgesehen. Wir haben uns deswegen in eine »Beiz« verzogen und Röschti und Käsefondue gegessen. Besonders bemerkenswert fand ich die vielen kleinen Steppkes, die, mal gerade fünf Jahre alt, mit einem Affenzahn die Berge abwärts sausen. Lesen und Schreiben können sie wahrscheinlich noch nicht, aber mit dem Skifahren klappt’s wunderbar.
Natürlich gibt’s auch ein paar Fotos vom Ausflug.
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Erfolgreiche Integration
Inwieweit die Integration geglückt ist, lässt sich am besten anhand dieser kleinen Checkliste prüfen. Da es sie offenbar bislang nur in Englisch gibt, habe ich diejenigen Punkte übersetzt, die mir am auffälligsten oder witzigsten erschienen.
Woran du merkst, dass du schon zu lange in der Schweiz bist:
- Du findest Spontanität gut – solange sie geplant ist.
- Du findest Gefallen am Frühaufstehen.
- Du bekommst fürchterlichen Hunger, wenn du nicht um 12 Uhr dein Mittagessen hast.
- Du regst dich nicht auf, wenn ein Feiertag auf einen Sonntag fällt.
- Du kaufst nur noch Schweizer Produkte.
- Du versuchst gegenüber Besuchern kartellbasierte Wirtschaft zu verteidigen.
- Du freust dich auf die Wildsaison.
- Du machst dir Sorgen, dass so viele Fremde ins Land kommen.
- Du machst dir in einem Restaurant keine Gedanken, dass deine Jacke gestohlen werden könnte.
- Du fühlst dich pleite, wenn du weniger als 300 CHF im Portemonnaie hast.
- Du hoffst, die Schweiz wird nie der EU beitreten.
- Du nimmst einen Fremdsprachenkurs – in Deutsch.
- Du lehnst eine Einladung ab, um die Wohnung zu putzen.
- Du fragst dich: „Warum kann der nicht einfach Schwiizerdütsch reden?“
- Du bist froh über die Pause im Kino, um eine rauchen und auf Klo gehen zu können.
- Du gibst eine Party, erwartest aber von deinen Gästen, dass sie bis 23.30h gegangen sind.
- Du erwartest von deinen Gästen, dass sie dir beim Abwasch helfen.
- Du räumst noch während deiner Party auf.
- Du glaubst, es war das Verdienst der Schweiz, dass sie nicht in den 2. Weltkrieg einbezogen wurde.
- Du glaubst, der Schweizer Franken verdankt seine Stabilität harter Arbeit.
- Diese Liste regt dich auf.
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Fluchtweg in die politische Korrektheit
Weil die Frage aufkam: Wenn die Schweizer Handy meinen, sagen sie »Natel«. Das ist das Mobilfunk-Angebot der Swisscom, dem schweizerischen Pendant zur Telekom. Da es jahrelang das einzige Angebot auf dem Schweizer Markt war, ist der Markenname zum Synomym für mobiles Telefonieren geworden. Es handelt sich dabei übrigens um eine Abkürzung von »Nationales Autotelefon«.
Also noch ein weiteres Beispiel für die zahlreichen Fallstricke, die für Deutsche in der Schweiz ausgelegt sind. Neulich las ich in diesem Zusammenhang, dass die Schweiz sehr vorbildliche Integrationsarbeit leiste. Nur für die Deutschen seien die Angebote absolut unzureichend. Man denkt eben, dass Deutsche sich hier ohne Weiteres zurecht finden, weil die Sprache ja im Prinzip die gleiche ist und sich die Kultur nicht so grundlegend unterscheidet. Aber in dem Artikel wurden dann etliche Dinge genannt, die eine kulturelle Kluft aufscheinen lassen, die tiefer ist, als gedacht und die Deutsche, die es in die Schweiz verschlagen hat, den dringenden Wunsch verspüren lassen, integrativ begleitet zu werden. Neben dem Schul- und Bildungssystem, das gänzlich anders ist als in Deutschland, wurde z.B. angesprochen, dass Schweizer mit Ironie nicht sonderlich viel anfangen können. Ich glaube, Deutsche lieben die Ironie, weil von ihnen stets in besonderem Maße politische Korrektheit erwartet wird, der sich ein Schweizer gar nicht in der Weise beugen muss. Ironie bietet da einen wunderbaren Ausweg. Man kann unerlaubte Dinge sagen und lässt sich durch Ironie immer noch ein Hintertürchen in die Welt der politischen Korrektheit offen. In dieser Welt sollte man jederzeit Zuflucht finden können, wenn man soviel historische Schuld auf sich geladen hat, wie die Deutschen.